Ein hölzerner Technokrat löst den Populisten und Hasardeur Alexis Tsipras als griechischen Regierungschef ab – der Wahlsieg von Kyriakos Mitsotakis ist eine klare Wende für Griechenland.
Die Wähler haben Reife bewiesen, als sie jemanden wählten, der ihnen eben nicht das Blaue vom Himmel versprach. Mitsotakis muss jetzt aber auch liefern. Obwohl Griechenland 2018 den Rettungsschirm verlassen konnte und die Wirtschaft zaghaft wächst, ist längst nicht alles zum Guten gewendet. Die Industrieproduktion hat ihr Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht und nach wie vor sind fast vier von zehn jungen Griechen arbeitslos.
Trotz wichtiger Fortschritte unter der Vorgängerregierung von Alexis Tsipras ist die Ausgangslage für Mitsotakis also eher schwierig. Sein Spielraum für Konjunkturpolitik ist begrenzt, denn das Land steht weiterhin unter Beobachtung der Geldgeber – und deren Solidarität ist erschöpft. Anders als Tsipras versucht Mitsotakis nicht, die europäischen Partner zu erpressen, sondern will in Vorleistung gehen. Gut so.
Falls es dem neuen Premierminister gelingen sollte, Reformen voranzubringen und sein Land attraktiver für ausländische Investoren zu machen, besteht die Hoffnung, dass das griechische Drama noch ein glückliches Ende nimmt. Dann hätten sich die nächtlichen Krisensitzungen in Brüssel womöglich doch gelohnt.