
Dramatischer Appell aus der Wirtschaft: Angesichts des Ukraine-Krieges soll die Bundesregierung die Verarbeitung von Getreide in der Spritproduktion sofort stoppen.
Die deutsche Geflügelwirtschaft hat vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges dazu aufgerufen, Getreide nicht länger zu Kraftstoffen zu verarbeiten. In einem Schreiben sämtlicher Branchenverbände an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und seine niedersächsische Amtskollegin Barbara Otte-Kinast (CDU) warnen die Verbandsvertreter vor einer Verknappung von Getreide auf den Weltmärkten. Das schreiben liegt unserer Redaktion vor.
Ethanol-Verarbeitung stoppen
Sollte deswegen die Versorgung der Nutztiere mit Futter auch nur teilweise zusammenbrechen, gefährde das die Tierhaltung in Deutschland, heißt es in dem Schreiben. Dieses Szenario müsse verhindert werden. „Weizen und Mais dürfen deshalb ab sofort in dieser schweren Krise nicht mehr zu Ethanol verarbeitet werden“, fordern die Verbände.
Öle und Fette, die wichtig für die Ernährung seien, sollten nicht länger Kraftstoffen beigemischt werden dürfen. Die Verfütterung von gentechnisch verändertem Mais und Soja müsste von Politik und Einzelhandel unterstützt werden. Dies ist derzeit nicht erlaubt.
Vorrang bei Gaslieferungen gefordert
Zudem warnen die Branchenvertreter um den Zentralverband der Geflügelwirtschaft vor den Folgen möglicher Engpässe bei Gaslieferungen. Geflügel werde in beheizten Ställen gehalten, dies sei energieintensiv. Ohne Gas müssten die Ställe leer bleiben. Dies würde dann „sehr schnell zu leeren Regalen“ in Supermärkten führen, heißt es in dem Schreiben.
„Gaslieferungen an die Land- und Ernährungswirtschaft muss deshalb Vorrang eingeräumt werde.“ Um die Versorgung der Bevölkerung mit Eiern und Geflügelfleisch weiter sicherzustellen, seien die Schritte notwendig „und dürfen nicht weiter hinaus gezögert werden“.