Heute im ZDF „Kids Run“ mit Jannis Niewöhner: Warum läuft sowas beim ZDF so spät?

Von Frank Jürgens | 09.08.2022, 13:30 Uhr

Mit Barbara Otts Langfilmdebüt „Kids Run“ und Hauptdarsteller Jannis Niewöhner startet die ZDF-Reihe „Shooting Stars“ in ihren zehnten Geburtstag. Leider wieder zu (sehr) später Stunde.

Vor zehn Jahren startete das ZDF unter Federführung der Nachwuchsredaktion des „Kleinen Fernsehspiels“ zu später Stunde eine neue Reihe, die jungen Talenten eine Plattform bieten sollte. Unter den ersten „Shooting Stars“ tummelte sich 2012 neben vielen anderen auch ein gewisser Baran bo Odar, der ein paar Jahre später als Regisseur gemeinsam mit Jantje Friese die Netflix-Serie „Dark“ realisierte, die eine riesige internationale Fangemeinde generierte. Heute ist Odar tatsächlich ein international gefragter Regisseur und Drehbuchautor, dessen neue Mystery-Serie „1899“ schon sehnsüchtig erwartet wird.

Weiterlesen: Warum Jannis Niewöhner nicht ins Berghain durfte

Wer sind die neuen Shooting Stars?

So weit sind die Nachwuchstalente noch nicht, denen das ZDF auch diesen Sommer wieder die Chance auf ein größeres TV-Publikum gibt. Aber auch die diesjährigen vier Filme sind allesamt sehenswert. Mal mehr, mal weniger unterschwellig geht es darin um den weiten Themenkreis Rassismus, Diversität, soziale Ungleichheit, Freundschaft und Identität.

„Kids Run“ mit Jannis Niewöhner

Wobei Barbara Ott (Buch und Regie) für ihr bereits 2018 realisiertes Langspielfilmdebüt „Kids Run“ (Di., 22.45 Uhr) mit Jannis Niewöhner einen Hauptdarsteller gewinnen konnte, der mittlerweile richtig durchgestartet ist. In dem mitreißenden Sozialdrama verkörpert er einen allein erziehenden Vater am Existenzminimum, der um das Sorgerecht seiner Kinder kämpft und sich im wahrsten Sinne des Wortes durchzuboxen versucht. Ott gelingt mit ihrem Film, für den sie unter anderem den Ensemblepreis des Deutschen Schauspielpreises entgegennehmen durfte, eine raue, mitunter neorealistisch anmutende Gesellschaftsstudie, die den Zuschauern die eisige Kälte unserer sozialen Wirklichkeit deutlich spüren lässt.

Afrodeutsche Identität: „Ivie wie Ivie“

Weniger düster und mit humorvollen Untertönen lässt Sarah Blaßkiewitz (Buch und Regie) in ihrem Film „Ivie wie Ivie“ (Mi., 23.15 Uhr) zwei afrodeutsche Halbschwestern aufeinander treffen, die sich bis zum Tod des gemeinsamen Vaters nicht kannten. Erst als die Berlinerin Naomi (Lorna Ishema) in das Leben der Leipzigerin Ivie (Haley Louise Jones) tritt, setzt bei Ivie ein Bewusstseinsprozess und eine Suche nach kultureller Identität ein, die sie zuvor ignoriert hat.

Alte Mädchen: „Viva Forever“

In Sinje Köhlers Langfilmdebüt „Viva Forever“ (Do., 23.25 Uhr) geht es ebenfalls um Identität. Hier allerdings im Rahmen einer älter gewordenen Mädchenclique, die nun, da alle Ende zwanzig sind und die erste Hochzeit vor der Tür steht, beim alljährlichen gemeinsamen Urlaub am Gardasee vor einschneidenden Entscheidungen und neuen Lebensentwürfen steht.

Gen Y vs Gen Z: „The Kids Turned Out Fine“

Komplettiert wird die Reihe, die sich komplett um leicht in die Jahre gekommene Millennials dreht, durch einen ganz und gar wilden, anarchischen Ritt durch deren Gegenwart. In seinem visuell herausstechenden Episodenfilm „The Kids Turned Out Fine“ (Montag, 15.08., 0.55 Uhr) lässt Regisseur und Autor Thilo Vogt die Generation Y auch schon mal kritisch-besorgt auf die nachfolgende Generation Z blicken und erkennt in radikaler Hoffnungslosigkeit: „21st Century is hell – das 21. Jahrhundert ist die Hölle“.

Der Sendetermin: Warum muss es so spät sein?

Schade, dass die Filme alle so spät starten. Aber die grundsätzlich späte Sendezeit für die ambitionierte Reihe ist neben der Tatsache, dass zwei der vier Filme eine FSK-16-Freigabe haben und somit erst ab 22 Uhr ausgestrahlt werden dürfen, der Sonderprogrammierung der Reihe geschuldet. Wobei die absurd späte Sendezeit des letzten Filmes auch „planerischen Umständen“ geschuldet sei, wie das ZDF auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt.

Abhilfe bietet natürlich die ZDF-Mediathek, wo sämtliche Filme jetzt schon zu sehen sind. Je nach unterschiedlichen Einstellrechten zwischen einem Monat und einem Jahr.

Die Sendetermine der „Shooting Stars“: „Kids Run“, Dienstag, 09. August, 22.45 Uhr. „Ivie wie Ivie“, Mittwoch, 10. August, 23.15 Uhr. „Viva Forever“, Donnerstag, 11. August, 23.25 Uhr. „The Kids Turned Out Fine“, Montag, 15. August, 0.55 Uhr. – Die Links führen Sie direkt in die Mediathek.

Noch keine Kommentare