
Florian Silbereisen soll neuen Schwung auf die DSDS-Party bringen. Was sich mit Staffelstart 2022 ändert und welche Highlights die erste Folge zu bieten hatte.
DSDS geht in eine neue Ära: Zum ersten Mal in zwei Jahrzehnten müssen sich die Kandidaten nicht von Dieter Bohlen demütigen lassen. Mit Florian Silbereisen bekommt die Show ein neues Gesicht. Aber - funktioniert das Format, das Häme zum Entertainment gemacht hat, dann überhaupt noch?
Neustart im Zeichen der Brüderlichkeit
Die DSDS-Castings sind aufgezeichnet. RTL kann also frei wählen, womit die Staffel beginnt. Bei Silbereisen wird es ein Auftakt im Zeichen der Brüderlichkeit: Die allerersten Sänger sind Geschwister aus einer Zirkusfamilie. Gianni singt Paul Anka, Harry „Higher and Higher“ von Jackie Wilson. Die Jury schwelgt im Las-Vegas-Sound der 60er, singt mit und verteilt Recall-Zettel. Dass der Auftritt so originell klingt wie in der „Mini Playback Show“ stört keinen. Hauptsache, gute Laune und keinem tut’s weh.
Mitgefühl mit der sexy Lachnummer
Danach kommt die selbst ernannte Influencerin Jessica. Das Erste was der Einspieler von ihr zeigt, ist der Po. So wäre es früher wohl auch gewesen. Was man danach hört, sind schiefe Töne. Vor dem Studiofenster fiebert Jessicas beste Freundin mit – und muss anhören, wie Silbereisen der Kandidatin bescheinigt: „Deine Freunde müssen ehrlicher zu dir sein.“ Als sexy Lachnummer hätte Jessica Bohlens niederste Instinkte geweckt. Beim neuen DSDS verabschiedet der Off-Ton sie jetzt mit den Worten: „Jessica hat sich getraut, es zu probieren. Und dafür: Respekt!“ Mitleid mit der heißen Lachnummer; das ist neu in der Show.
Schicksalsmelodie: Kandidat mit Geschichte
Salji Zivoli alias Sanil ist im Heim aufgewachsen und hat seinen Bruder bei einem Verkehrsunfall verloren – und diese bittere Geschichte erzählt er erst in einem Einspielfilm und dann noch einmal in seiner Rap-Nummer „Kinderheim“. DSDS soll offensichtlich empathischer werden. Und ein Kniff braucht dabei gar nicht angepasst werden: Bei seinen Gefühlen packen kann man den Zuschauer immer noch. Und das zieht sich durch. Als Ilse DeLange später zum Song der Gospelsängerin Abby weint, erwähnt ihr Co-Juror Toby Gad die Tränen extra noch mal - obwohl RTL sie natürlich längst in einer Nahaufnahme hatte. Man merkt, dass Ilse TV-Erfahrung hat; sie weiß, wann man auf die Tränendrüse drückt. Es scheint fast so, als würde DSDS sich in Richtung der freundlichen Musik-Show wie „Sing meinen Song” entwickeln - weniger Menschenzoo, mehr manipulative Emotion.
Gerechtigkeit für Dimelo Santiago
Man kann das mit dem Talent auch zu ernst nehmen. Roberto Barka alias Dimelo Santiago zum Beispiel singt wahrscheinlich nicht so gut. In seiner Eigenkomposition „Tanz mit dem Beat“ ruft er jedenfalls immer wieder nur diese paar Worte: „Tanz mit dem Beat“. Und die Jury schickt ihn nicht in den Recall, wo er hingehört, sondern zurück nach Halle (Westfalen).
Offensichtlich will RTL ganz weit weg von Kandidaten wie Shada Ali aus der letzten Staffel. Bei dem wusste man bis in den Auslandsrecall nicht, ob sein Geschrei ein Auftrag von Böhmermann ist oder ein echtes mentales Problem. Aber das heißt doch nicht, dass jeder schlechte Sänger nicht in die Show passt. DSDS auch auch gute Kultkandidaten hervorgebracht. Kazim Akboga zum Beispiel wollte gar nicht gut singen; trotzdem war sein „Is mir egal“ ein Höhepunkt der Formatgeschichte.
Roberto hätte alles gehabt: eine große Klappe, eine tolle Figur - Der Mann ist dünner als sein eigener Vollbart! - und Sendungsbewusstsein: Der Mann ist ist bereit, enthemmt von seiner Zukunft als Superstar zu fantasieren. Im Einspieler wirft er mit Geldscheinen um sich; und nicht mal das kriegt RTL richtig ins Bild. Natürlich will man danach auch sehen, wie der künftige Neureiche seine 70 Euro wieder aufsammelt.
Biene mit Beinen
Wie befreiend die Abwesenheit von Dieter Bohlen ist, wird beim Auftritt von Melissa klar. Die 17-Jährige wird im Pressetext so beschrieben: „Die schüchterne Bank-Azubine mit georgischen und griechischen Wurzeln lebt in Ingolstadt und ist seit Kindesbeinen musikalisch.“ Biene, Beine, dunkelhaarig und jung: Wer nur eine der bislang 371 DSDS-Folgen gesehen hat, weiß, was diese Kombination bei Bohlen auslöst. Und es ist wirklich wohltuend, dass diesmal niemand eine Minderjährige angräbt.
Die Kandidaten der ersten DSDS-Folge
So stellt RTL die sind die Kandidaten der ersten Castingfolge von „Deutschland sucht den Superstar“ 2022 vor:
Mit Schwung und Elan ins DSDS-Abenteuer starten – das will das ostwestfälische Brüderpaar Gianni (17) und Harry (21): Als Mitglieder einer Zirkusfamilie ist es für sie nichts Neues, ein Publikum zu unterhalten. Werden sie auch die DSDS-Bühne mit ihrem Faible für Oldies verzaubern können?
Verzaubern möchte auch Blondine Jessica (21) aus Köln, die genau weiß, wie sie ihre weiblichen Reize einzusetzen hat. Bleibt abzuwarten, ob sie auch die Jury in kürzester Zeit um den Finger wickeln kann…
Der gesprächige Michael (27) reist mit Hund Fluffy an uns outet sich als großer Florian Silbereisen-Fan. Mit seiner Party-Performance animiert er die Jury sogar zu einer Polonaise quer durch den Glas-Kubus.
„Das ist wahnsinnig schwer zu singen“, hat Jurymitglied Toby Gad eine klare Meinung zu Jessikas (24) kühnem Vorhaben, „If I Were A Boy“ von Beyoncé zu performen – schließlich hat er selbst den Song für den Superstar produziert. Wird sich die Hommage an die Jury am Ende auszahlen?
Star-Appeal und Bühnenpräsenz beansprucht auch der selbstbewusste Roberto (28) und macht eine klare Ansage: „Ich will das Ding gewinnen, ich mache keinen Spaß. Ich hole mir die Krone!“ Jetzt muss der coole Hanseate seinen Worten nur noch gesangliche Taten folgen lassen.
Ähnlich cool kommt Rapper Salja (24) daher – und sorgt bei der Jury mit seiner Eigenkomposition „Kinderheim“ über seine Lebensgeschichte für ungläubiges Staunen.
Mit gleich zwei Hits möchte Melissa (18) im Casting überzeugen und hat eine klare Message: „Ich bin heiß auf DSDS!“. Noch ahnt sie allerdings nicht, welch großer Schicksalsschlag ihrer persönlichen Verfassung alles abverlangen wird…
Medizinstudent Din (24) bringt seine Gitarre zum Einsatz und strotzt nur so vor Selbstbewusstsein: „Ich werde der nächste Superstar – wer sonst?“ Wird der gebürtige Bosnier die Jury mit Gesang und Instrument vom Hocker hauen?
Dass es mit dem Ego sogar noch ein bisschen weiter gehen kann, beweist Tausendsassa Roberto (26): „Ich werde DSDS auf den Kopf stellen!“, macht der quirlige Ostwestfale Appetit auf seinen spektakulären Auftritt mit einem selbst geschriebenen Party-Song.
Spätestens, als Abigail (17) die Jury zu Tränen rührt und Ballerina Michelle (18), das Schweizer Zimmermädchen Melanie (21) sowie Tanz-Girl Lia (18) ungeahnte Talente offenbaren, steht fest: Auch in diesem Jahr ist DSDS bereit, die Zuschauer zu verzaubern!
Weitere Informationen und Fotos rund um DSDS und die Kandidat:innen der ersten Folge finden Sie ebenso wie O-Töne der Jury im Media Hub von RTL Deutschland.