Undeutliches Liebesgeständnis Bauer sucht Frau 2013: Janine & Lena - Love nur ein Missverständnis?

Von Daniel Benedict | 19.11.2013, 00:21 Uhr

Wie? Was? Liebt Janine nun ihre Lena oder nicht? „Bauer sucht Frau“ irritiert mit Schweizer Nuschelzitat.

Schon in der letzten Woche verstörte Inka Bauses „Bauer sucht Frau“ mit einem undeutlichen Zitat. Und das ausgerechnet im alles entscheidenden Erzählstrang der neunten Staffel: der Liebe von Lena. Ganz am Ende, schon beim Teaser für die nächste Folge hörte man ein offenes Wort von Janine an die Landwirtin Lena. Beziehungsweise: Man hörte es nicht. Was sagt die blonde Schweizerin da? „Ich muss dir sagen, dass ich mich in dieser Woche nuschelnuschelich in dich verliebt habe.“ Wie? Was? Verliebt? Nicht verliebt? Es ist einfach nicht zu verstehen.

Ein genialer Schachzug von RTL: Da wird am Ende der Episode schon der Kracher der nächsten Folge verraten - das aber so undeutlich, dass die Spannung erst recht auf dem Gipfel ist. Zumal doch Lena schon ihrer besten Freundin gestanden hatte: Wenn es mit Janine gut läuft, dann klingeln binnen Jahresfrist die Hochzeitsglocken. (Kreisch!) Normalerweise lässt Inka Bause sich keine Gelegenheit entgehen, ungrammatisch radebrechende Kandidaten mit hämischen Untertiteln zu veräppeln. Aber bei Lena traut sich der Sender ja nichts. Ein weiterer Beweis für die Ungleichbehandlung von Minderheiten!

Lesben spielen nicht mit Barbies!

In der aktuellen Ausgabe wird das Nuschelzitat nicht deutlicher. Aber der Schnitt bringt die Erlösung, denn im Original geht das Kernzitat von Staffel neun noch weiter. So also spricht Janine am Nordsee-Strand in Lenas Ohr: „Ich muss dir sagen, dass ich mich in dieser Woche nuschelnuschelich in dich verliebt habe und dich so schnell wie möglich wiedersehen möchte.“ Lena lächelt und antwortet befreit: „Das geht mir genauso.“ Na Gott sei Dank! Sie lieben sich, und Inka Bauses Trauzeugenschaft ist nur eine Frage der Zeit.

Abgesehen von diesem Nervenkitzel war der Lena-Strang diesmal allerdings unerwartet langweilig. Nachdem Lena mit ihrer Schweizer Designerin schon Fallschirmspringen und Nutzfahrzeuge putzen war, steht diesmal bloß eine olle Treckertour auf dem Programm. Am Schaltknüppel schenken die beiden RTL dann einen Dialog für die selbsternannten Lesbenversteher der Bauer-sucht-Frau-Redaktion: „Warst du auch eins von den Mädchen, die eher mit Autos als mit der Barbie gespielt haben? - Ja, war ich. - Cool!“ Klare Sache: Mädchen, die nicht beizeiten mit Barbies spielen, landen am andern Ufer.

Slapstick am Löschschlauch: Steffen im Menschenzoo

Lenas Geschichte hat RTL damit eher lustlos zur Liebeserklärung geführt. Zumindest bei Steffen findet das Bauer-sucht-Frau-Team aber zu alter Stärke. Denn hier geht es nicht um bruchlose Romantik (langweilig!). Der „tierliebe Thüringer“ ist als schräge Erscheinung ein echter Fall für den RTL-Menschenzoo; und wenn es endlich wieder ums Bloßstellen geht, werden die Kölner Krawall-Redakteure inspiriert.

Steffen hatte noch nie eine Beziehung und ist - hehehe - nur 1,65 Meter groß. Leichtes Spiel für Inka Bause! Schon in der letzten Folge moderierte sie mit Unschuldsmiene eine Actionsequenz an, bei der unser freiwilliger Feuerwehrmann im Slapstick-Stil dem eigenen Löschschlauch hinterherstolperte. Um den Effekt noch schöner rauszukitzeln, sagte seine dickleibige Nicole dann gehorsam noch ein paar Lobesworte über Steffens (unsichtbare) Muskelmasse auf.

Diesmal schöpfe RTL aus dem Vollen: Zum Auftakt bewundert Nicole einmal mehr die Bärenkräfte des zarten Landwirts. Über der Taufe von Kätzchen Rico bekommt Steffen dann den ersten scheuen Kuss seines Lebens unter den Schnauzbart. Hinterher haben beide pflichtschuldig „Schmetterlinge im Bauch“, ein standardisierter Formulierungsvorschlag, den RTL allen unterjubelt, die keine Worte für ihr Innenleben finden. Danach spielt der Sender gekonnt über Bande und führt Steffen anhand seiner schrapsigen Verwandtschaft vor. Mutter Maritta nordet Nicole ein. Der große Bruder (Muskelshirt, Bierflasche, Augenringe) überrascht den Landwirt mit einer spektakulären Neuigkeit über das, was Frauen wirklich wollen: Augenkontakt. Recht hat er. Und Inka Bause darf einmal mehr wissend schmunzeln. Genau das ist es ja, was dem „schüchternen Steffen“ am schwersten fällt.

Was passiert, wenn Homophobie und Frauenfeindlichkeit zusammenwirken: Elke Amberg erklärt die doppelte Wahrnehmungsfalle von Lesben.

Frauen- oder Männerfeindlich? Warum das Geschlechterbild von Inka Bauses „Bauer sucht Frau“ allen schadet, lesen Sie hier.

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