Vorletzte Tatort-Wiederholung im ARD-Sommerprogramm: Das Erste zeigt heute Abend die Folge „Väter und Söhne“ aus Saarbrücken. Ein Wiedersehen mit dem inzwischen abgedankten Kommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow), das aus dem Mittelmaß allerdings nicht herauskommt. Zwei Folgen später gab er seinen Ausstand.
Als „Väter und Söhne“ am 29. Januar 2017 zum ersten Mal über den Bildschirm flimmerte, lockte er immerhin 9,65 Millionen Zuschauer vor die Fernseher - gemessen am Niveau des Krimis eine geradezu spektakuläre Quote. „Ich bin für die Wahrheit zuständig, nicht für die Gerechtigkeit,“ wird Kommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) am Ende dieses Krimis sagen. Dann liegen anderthalb Stunden zurück, in denen der Grundton eher Plätschern als Knistern war, immerhin untermalt von ein paar guten Songs.
Drei Jugendliche brechen mit der Wodkaflasche in der Hand in ein Bestattungsinstitut ein, stecken der Leiche eines überraschend verstorbenen Lehrers ein Ringelschwänzchen zwischen die Pobacken, um mittels Handyvideo aller Welt zu zeigen, „was für ein Schwein“ der einstige Radrennfahrer gewesen sei.

Am nächsten Morgen wird einer der Jungs tot aufgefunden – erfroren im Kühlraum. Kurz darauf ist klar, dass alle drei in schwierigen Vater-Sohn-Verhältnissen stecken. Regisseur Zoltan Spiradelli machte daraus einen Tatort mit konventionellem Aufbau und den üblichen Wendungen zum Ende hin.
Das ist solide Krimikost mit einem wohltuend geerdeten und entwirrten Kommissar Stellbrink, den sein Darsteller Striesow endlich nicht mehr als durchgeknallten Springteufel zeigen musste. Immerhin das rote Moped und die unkonventionellen Ermittlungsmethoden hatte Spiradelli ihm als Alleinstellungsmerkmale gelassen, nun bekam Stellbrink – passend zum Thema des Films – auch noch einen Sohn dazu. (Interview: Deshalb mochte Devid Striesow seinen Kommissar)
Dass dieser Tatort „Söhne und Väter“ heißt, trifft allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn die Rolle der Mütter wird damit ausgeblendet, obwohl sie alles andere als unerheblich ist. Nicht nur, weil eine der Mütter dem Krimi mittels Mundart seine regionale Farbe gibt und in einer der überzogensten Szenen als resolute Matriarchin dem missratenen Sohn das Motorrad zerschießt.

Doch auch solche Einlagen befreien „Söhne und Väter“ letztlich nicht aus seiner Mittelmäßigkeit, ganz im Gegenteil. Auch dieser Saarbrücker Tatort war kein Krimi, an den man lange zurückdenkt. Oder kann sich noch jemand an die Erstausstrahlung vor zweieinhalb Jahren erinnern?
Mit "Der Pakt" gab Striesow fast auf den Tag zwei Jahre später seinen Ausstand als ein Tatort-Kommissar, der bis zum Ende wie ein großes Missverständnis wirkte. Im März verkündete der Saarländische Rundfunk (SR) schließlich, wer seine Nachfolge antritt. (Weiterlesen: Vladimir Burlakov wir neuer Tatort-Kommissar in Saarbrücken)
Tatort: Väter und Söhne. Das Erste, Sonntag, 28. Juli 2019, 20.15 Uhr.