Ganz Deutschland schaut auf den Fall Rammstein und die Vorwürfe von Frauen gegen Frontmann Till Lindemann. Bundeskanzler Olaf Scholz verfolgt die Berichterstattung dazu ebenfalls intensiv. In der Schweiz fordert eine Petition die Absage von Konzerten.
Der Fall Rammstein um Vorwürfe gegen Till Lindemann zieht weite Kreise: Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verfolgt nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Hebestreit die aktuelle Berichterstattung über die Band. Der Bundeskanzler lese nicht nur den politischen Teil der Zeitungen. Insofern sei das ein Thema, das auch er in den vergangenen Tagen intensiv verfolgt habe, sagte Hebestreit am Freitag in Berlin bei einer Pressekonferenz auf eine entsprechende Nachfrage. Er sprach von Vorwürfen, „die aufgeklärt gehören“.

Auf weitere Nachfrage, ob Scholz Veränderungen in der Musikbranche für nötig halte, sagte der Sprecher, die Debatte darüber sei in der Branche zu führen. Er verwies zudem auf Äußerungen von Familienministerin Lisa Paus. Die Grünen-Politikerin hatte vor wenigen Tagen gesagt, es müsse darüber geredet werden, wie gerade junge Menschen besser geschützt werden könnten. Sie lade die Musikbranche ein, dem Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ beizutreten.
Lesen Sie auch: 21-jährige Youtuberin belastet Rammstein schwer: Wer ist Kayla Shyx?
Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Tagen – teilweise anonym – Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann erhoben. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.
Till Lindemann: Rammstein-Sänger weist Vorwürfe zurück
Lindemann hatte Vorwürfe gegen ihn am Donnerstag zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er nun anwaltlich vertreten, wie die Berliner Rechtsanwalte Simon Bergmann und Christian Schertz bekannt gaben. „In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben“, hieß es in einer Mitteilung. „So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr.“
Absage von Rammstein-Konzerten in der Schweiz gefordert
Schweizer Verbände haben nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann eine Absage von zwei geplanten Rammstein-Konzerten in der Schweiz gefordert. "Die Vorwürfe gegen den Rammstein-Leadsänger Till Lindemann bezüglich sexualisierter Gewalt müssen ernst genommen werden", heißt es in der gemeinsamen Petition der Schweizer Jusos, Frauenschutzverbänden und Friedensorganisationen vom Donnerstagabend. "Wir fordern den Konzertveranstalter auf, die Rammstein-Konzerte in Bern abzusagen! Der Veranstalter muss die Betroffenen ernst nehmen und die Sicherheit der Konzertteilnehmerinnen sicherstellen."
Weiterlesen: Erstes Rammstein-Konzert nach Vorwürfen: So verlief der Abend in München
Am Freitagnachmittag hatten bereits mehr als 3800 Menschen die Petition unterschrieben. Der Schweizer Veranstalter der Konzerte am 17. und 18. Juni in Bern hatte zuvor darauf verwiesen, dass bisher weder der Band noch einem Bandmitglied strafbare Handlungen nachgewiesen wurden. In Berlin will Rammstein am 15., 16. und 18. Juli im Olympiastadion Konzerte geben.