Vorwürfe gegen Sänger „Till hat sich seine eigene Blase geschaffen“: Rammstein-Schlagzeuger meldet sich zu Wort

Von Kim Patrick von Harling | 16.06.2023, 14:55 Uhr | Update am 16.06.2023

Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann wiegen schwer. Nun hat sich erstmals ein Bandmitglied zu Wort gemeldet.

Nachdem Fans von Rammstein schwere Vorwürfe gegen den Frontmann Till Lindemann erhoben haben, meldet sich nun erstmals ein Band-Mitglied öffentlich zu Wort. Schlagzeuger Christoph Schneider schreibt in einem Instagram-Post:

„Die Anschuldigungen der letzten Wochen haben uns als Band und mich als Menschen tief erschüttert. Euch Fans sicherlich ebenfalls“, erklärt Schneider unter anderem. „Dies ist für uns Bandmitglieder und die Crew ein Ab und Auf der Emotionen. Nein, ich glaube nicht, dass etwas strafrechtlich Relevantes (wie z.B. der Einsatz von KO-Tropfen) passiert ist. Nein, ich glaube nicht, dass etwas Verbotenes vor sich ging, habe so etwas nie beobachtet und dergleichen.“ Dennoch seien Dinge passiert, die er persönlich „nicht in Ordnung“ finde.

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„Wünsche und Erwartungen der Frauen wurden wohl nicht erfüllt“

In seiner Instagram-Story ergänzt Schneider: „Till hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt und sich seine eigene Blase geschaffen. Mit eigenen Leuten, eigenen Partys, eigenen Projekten. Das hat mich traurig gemacht, definitiv. Ich glaube Till, wenn er uns sagt, dass er seinen privaten Gästen stets eine schöne Zeit bereiten wollte und will.“ Wie diese Gäste sich das genau vorgestellt hätten, unterscheide sich jedoch anscheinend in einigen Fällen von seinen eigenen Vorstellungen, erläutert Schneider. „Die Wünsche und Erwartungen der Frauen, die sich jetzt gemeldet haben, wurden wohl nicht erfüllt.“

Schneider spüre Mitgefühl für die Frauen. Der Rammstein-Schlagzeuger stellt klar: „Jedem Gast im Backstagebereich steht es frei, wieder zu gehen. Alle Flaschen sind versiegelt und werden vor den Augen der Gäste frisch geöffnet oder sie öffnen sich diese selbst.“ Es tue ihm leid für alle, die sich bei ihnen backstage nicht wohlwollend behandelt oder unsicher gefühlt hätten.

Er wünsche sich ein ruhiges, besonnenes Reflektieren und Aufarbeiten, auch in der Band selbst. „Wir stehen alle zusammen“.

Plattenfirma pausiert Zusammenarbeit

Zuletzt hatte die Plattenfirma Universal Music vorerst die Zusammenarbeit mit Rammstein beendet. „Die Vorwürfe gegen Till Lindemann haben uns schockiert und wir haben den größten Respekt vor den Frauen, die sich in diesem Fall so mutig öffentlich geäußert haben“, heißt es in einem Statement, das dem „Spiegel“ vorliegt. „Wir sind davon überzeugt, dass eine vollumfängliche Aufklärung der Anschuldigungen, auch durch die Behörden, unbedingt erforderlich ist und ebenfalls im Interesse der gesamten Band liegen muss.“

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Till Lindemann aufgrund des Vorliegens eines Anfangsverdacht. Dies habe Justizsenatorin Felor Badenberg den Mitgliedern des Justizausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus mitgeteilt.

Strafanzeigen liegen offenbar vor

Darüber hinaus lägen mehrere Strafanzeigen nach Paragraf 177 des Strafgesetzbuches gegen Lindemann vor. Dieser sieht vor, dass, „wer gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person sexuelle Handlungen an dieser Person vornimmt oder von ihr vornehmen lässt oder diese Person zur Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen an oder von einem Dritten bestimmt“, mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft werden kann. 

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