Seit Folge 187 ist Axel Milberg der neue Erzähler in der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“. Im Interview berichtet er, wie er an die Rolle kam und warum sie ihm so gut gefällt.
Herr Milberg, sie haben im Frühjahr ihre erste Folge als Erzähler in der Serie „Die drei Fragezeichen“ eingelesen und folgen damit Thomas Fritsch nach, der sich neuen Aufgaben zuwendet. Wie ist der Kontakt zu Ihnen zustande gekommen?
Milberg: Über unsere gute Freundin Claudia Michelsen. Andreas Fröhlich, der in der Serie den Peter Shaw spricht, hatte sie angesprochen mit der Bitte, vorsichtig bei mir anzufragen. Später rief mich dann Heikedine Körting an, die Produzentin der Serie.
Wie war Ihre Reaktion?
Milberg: Ich habe keine Sekunde gezögert und zugesagt.
Also kannten Sie die drei Juniordetektive und ihren ganz eigenen Kosmos bereits?
Milberg: Sehr gut sogar. Wir haben vier Söhne, die heute zwischen 13 und 28 Jahre alt sind. Sie alle haben die „Drei Fragezeichen“ gehört und ich manchmal mit ihnen. Dabei war mir von Anfang an der Erzähler aufgefallen, ganz besonders Peter Pasetti, der als erster den Erzähler und gleichzeitig auch als Alfred Hitchcock die Geschichten begleitete. Ihn habe ich Zeit meines Lebens geschätzt, ihn geradezu verehrt, allerdings leider nie persönlich kennengelernt. Und zufällig hatten wir, kurz bevor jetzt der Anruf mit der Anfrage aus Hamburg kam, im Auto eine wohl 35 Jahre alte Folge der Drei Fragezeichen mit ihm als Erzähler gehört.
Peter Pasetti folgten mit Matthias Fuchs und Thomas Fritsch zwei weitere sehr markante Erzählstimmen nach...
Milberg: Das macht die Sache für mich durchaus reizvoll. Es ist toll, in diese Spur einzutreten. Ich denke, meine Stimme passt in diese Welt ganz gut hinein. Der Erzähler ist ja so etwas wie eine Drohne oder ein Kolibri, die über dem Geschehen schweben, um die Erzählung herumflattern und die Geschichte zusammenhalten. Der Erzähler nimmt den Faden auf und spinnt die Geschichte weiter, wenn die Sprecher der drei Detektive dramaturgische Unterstützung brauchen.
Sie haben im Frühjahr die erste Folge eingesprochen. Wie war das?
Milberg: Es war zwar ein wenig aus der Hüfte geschossen, weil recht kurzfristig anlässlich eines Hamburg-Aufenthaltes. Aber gemeinsam mit Heikedine Körting haben wir sehr schnell gemerkt: das passt.
Welche Freiheiten haben Sie als Erzähler?
Milberg: Es gibt kein Korsett für meine Arbeit. Allerdings haben Heikedine Körting und die drei Sprecher eine Welt erschaffen, die sie schützen möchten und müssen. Deshalb muss ich das, was ich erzähle, sichtbar werden lassen und glaubhaft machen, dass ich in dieser Welt ebenfalls zu Hause bin.
Wie funktioniert ihre Arbeit im Studio ganz praktisch?
Milberg: Die Stimme des Erzählers kommt ja nicht so häufig vor. Er spricht die verbindenden Texte, die anderen Teile der Folge sind dann bereits produziert. Ich habe jetzt an einem Nachmittag drei Folgen eingesprochen. Jeden Text spreche zweimal in deutlich unterschiedlichen Varianten und Heikedine Körting als Regisseurin wählt die passende aus.
Wie bereiten sie sich vor?
Milberg: Natürlich lese ich das komplette Buch. Ich will die Agenten, spannende Geschichte kennen. Der Erzähler begleitet ja und atmet mit. Mal leise, manchmal überrascht, triumphierend, ironisch, flüsternd, er beschreibt das Unsichtbare.
Als Sprecher in Hörspielen sind Sie auch in Stücken zu hören, die wirklich böse sind. Die drei ??? verkörpern dagegen eine heile Welt. Passt das für Sie überhaupt zusammen oder ist das sogar reizvoll?
Milberg: Ich genieße die Vielfalt.
Der Erfolg der Drei ??? als Hörspiel und auch der Erfolg der bisher vier Live-Shows ist phänomenal.
Milberg: Das ist ja geradezu ein Weltwunder. Dass bei Livelesungen Tausende zusammenkommen und Rekorde gebrochen werden. Auch die Reaktionen auf die Neubesetzung der Sprecherrolle war enorm: Innerhalb von eineinhalb Tagen haben mehr als 100000 Fans meinen Einstieg sehr freundlich aufgenommen. Das bedeutet natürlich auch eine gewisse Verantwortung: ich möchte die Fans nicht enttäuschen und nehme das sehr ernst.
Was macht denn für Sie den Erfolg der Serie aus?
Milberg: Unsere Familie fand die Geschichten immer spannend und cool, dass Jugendliche in der Lage sind, das Böse zu besiegen. Manchmal mit Hilfe der Erwachsenen – etwa der ortsansässigen, aber etwas verschlafenen Polizei von Rocky Beach, die im Hintergrund verfügbar ist. Aber die Magie ergibt sich aus dieser Konstruktion: dass die Welt der Erwachsenen manchmal böse Absichten verfolgt und Jugendliche, die am Beginn des Erwachsenenlebens stehen, diese bösen Absichten durch eigenes Kombinieren, Mut und das Überwinden von Angst, durch Kommunikation und Teamleistung durchkreuzen können.
Die Hörerschaft ist zwischen sechs und rund 40 Jahre alt und damit sehr unterschiedlich. Trotzdem funktionieren die Hörspiele in beiden Altersgruppen.
Milberg: Erwachsene finden das eben auch noch toll und viele kennen die Geschichten noch von früher. Bevorzugt wurden sie im Auto oder wenn ein Kind krank war gehört. Es entstehen Bilder im Kopf, ob sonntags früh, wenn die Eltern länger schlafen wollen, im Kinderzimmer oder auf langen Autofahrten, Bilder, die durch Filme oder Youtube nicht vorgegeben sind, sondern durch die eigene Fantasie.