Medien Der leibliche Vater: ein anonymer Spender

05.02.2004, 23:00 Uhr

Vorab gesehen: Ich bin ein Kind von der Samenbank (ARD - Sonntag, 17.30 Uhr) Er sieht gut aus. Er ist intelligent, freundlich und selbstbewusst. Ein junger Mann wie viele, könnte man meinen. Aber Felix hat ein Geheimnis. Für die Doku von Heike Schieder und Ralf Kaiser lüftet er es: „Ich bin ein Kind von der Samenbank“.

Vor 25 Jahren, als es noch keine offiziellen Samenbanken gab, wurde Felix mit dem Samen eines anonymen Spenders in der Uniklinik Essen gezeugt. Inzwischen hat einer der Pioniere, Prof. Thomas Katzorke, nach eigenen Worten „eine mittlere Kleinstadt auf diesem Weg gezeugt“. Und hat so Paaren geholfen, die sich sonst den Kinderwunsch nicht hätten erfüllen können.

So wie Valeria und Uli. Als festgestellt wurde, dass Ulis schwere Gehbehinderung wahrscheinlich auf seine Kinder vererbt würde, war für ihn klar, dass er dieses Risiko nicht eingehen wollte. Über Umwege erfuhr das Paar von den Assistenzärzten, die in Essen erste Erfolge mit der Samenbank verzeichneten. Ein Jahr später war Felix geboren. Leiblicher Vater: unbekannt.

Ein beeindruckender Film, bei dem einem zuweilen unheimlich wird. Schließlich spricht der Professor von „Angleichung“ und meint damit, dass er blonden Eltern nicht den Samen eines dunkelhaarigen Spenders geben würde. Hier kann man den Gedanken, dass er immer auch ein bisschen „Gott“ spielt, kaum verdrängen. Professor Katzorke aber ist von ethischen oder religiösen Bedenken unbeeindruckt.

Im Gegensatz zu Valeria: Für die Katholikin ist es eine schwer zu verkraftende Abwertung, wenn ihre Kirche die Praxis der Samenbanken mit Prostitution vergleicht. Sie hat sich damit auseinandergesetzt, und fast kampflustig legt sie ihre Überzeugung dar. Ihr Gewissen ist unbelastet, sie bereut nichts.

Und warum sollte sie? Felix weiß, dass Uli nicht sein leiblicher Vater ist. Es hat ihn in keine Identitätskrise gestürzt. Der junge Mann ist einfach nur froh zu leben.