„Garp“ und „New Hampshire“ neu verfilmt Warum John Irving nie mehr Drehbücher schreibt

Von Daniel Benedict | 22.07.2023, 06:00 Uhr

John Irving hat für die Serie „Garp und wie er die Welt sah“ sein allerletztes Drehbuch geschrieben. Ab jetzt will er nur noch Romane veröffentlichen. Zuletzt erschien mit „Der letzte Sessellift“ sein dickstes Buch.

John Irving (81) will keine Drehbücher mehr schreiben: „Ab jetzt nur noch Romane und kein Film und Fernsehen mehr“, sagte der Bestsellerautor im Gespräch mit unserer Redaktion. Den Entschluss habe er gefällt, nachdem er fünf Episoden für die Mini-Serie nach seinem Roman „Garp und wie er die Welt sah“ abgeschlossen hatte.

„Schon damals habe ich zu Warner Bros. gesagt: Das waren meine letzten Drehbücher. Sucht euch einen Hauptautor, der meine Episoden in die Serie einbaut, wie er es für richtig hält. Ich werde das dann gern lesen, kommentieren und mit Rat und Tat helfen – eigene Drehbücher schreibe ich aber nicht mehr.“

Streik der Hollywood-Autoren: John Irving streikt mit

Im aktuellen Streik der Hollywood-Autoren zeigte Irving, dessen Drehbuch „Gottes Werk und Gottes Beitrag“ den Oscar erhielt, sich solidarisch: „Ich bin ganz und gar Gewerkschaftler und ich unterstütze auch den Streik ganz und gar.“ Über die Forderungen zu Streaming-Erlösen und dem Umgang mit Künstlicher Intelligenz sagte Irving: „Meiner Meinung nach ist das Thema Streaming substanzieller und wichtiger als die Angst vor Künstlicher Intelligenz.“

„Twisted River“: Hollywood ignoriert John Irvings filmischsten Roman

Überrascht zeigte Irving sich, weil Hollywood sein filmischstes Werk ignoriere: „Es gibt einen Roman von mir, der sich für einen Film oder eine Serie aufdrängt: ‚Letzte Nacht in Twisted River‘. Aber ausgerechnet das ist das Buch von mir, das niemand im Filmgeschäft auch nur gelesen hat“, sagte Irving.

„Das Buch ist visuell. Es ist eine Crime Story. Es geht um eine Art Verfolgungsjagd, die die ganze Handlung vorantreibt. Das ist der Stoff, von dem Filme leben“, so der Autor. „Es kommt eine Fernsehserie zum ‚Garp‘-Roman, der schon als nicht so besonders guter Film vorliegt. Es kommt eine Serie zum ‚Hotel New Hampshire‘, und auch der wurde schon zu einem nicht gerade großartigen Film.“ Irving: „Zu jedem einzelnen meiner Romane habe ich Anfragen bekommen. Nur zur ‚Twisted River‘ nicht. Kein Wort. Zero.“

Insgesamt, so Irving, seien fünf Verfilmungen seiner Bücher in der Entwicklung: Neben dem „Garp“-Projekt sind demnach auch Serien zu den Romanen „Bis ich dich finde“ und „Hotel New Hampshire“ in Vorbereitung; neue Spielfilme sollen zu den Irving-Romanen „Witwe für ein Jahr“ und „Straße der Wunder“ entstehen.

Hier finden Sie das Interview im Wortlaut

Mehr Informationen:

John Irving wird am 2. März 1942 im US-Bundesstaat New Hampshire geboren. Schon während des Studiums – bei dem er in Wien auch Deutsch lernt – schreibt er seine ersten Romane. Den Durchbruch bringt „Garp und wie er die Welt sah“. 1978 veröffentlicht und vier Jahre später mit Robin Williams verfilmt, prägt der Roman Irvings Erzählkunst: Es geht um dominante Mütter und abwesende Väter, um Sonderlinge und queere Wahlverwandtschaften, um sexuelle Selbstbestimmung und die Angst vor dem Tod, der bei Irving meist in Form von drastischen Katastrophen eintritt. Irvings Bestseller werden regelmäßig verfilmt; für sein Drehbuch zu „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ wird er mit dem Oscar ausgezeichnet. Im Frühjahr ist sein 15. und dickster Roman erschienen: In „Der letzte Sessellift“ (Diogenes, 1088 Seiten, 36 Euro) begegnet ein Schriftsteller und Drehbuchautor den Geistern seiner Familie. 

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