Das Apothekenlogo mit einem großen, roten A in Frakturschrift, Kelch und Schlange gehört zu den wohl bekanntesten Symbolen in Deutschland und wirkt unverdächtig. Doch: „Dieses Logo wurde von den Nazis eingeführt“, meint der Satiriker Jan Böhmermann und fordert die Abschaffung. Was dahinter steckt.
Das große, rote A ist in Deutschland seit Jahrzehnten der deutlich sichtbare Hinweis auf eine Apotheke, wenn es nach Satiriker Jan Böhmermann („ZDF Magazin Royale“) geht, aber nicht mehr lange. In seinem gemeinsamen Podcast „Fest & Flauschig“ mit Musiker Olli Schulz kritisiert der TV-Moderator das Logo als „Nazizeichen“ und fordert die Abschaffung.
„Ich interessiere mich null für Apotheken, ich finde nur dieses Logo, seit ich denken kann, eine ästhetische, gestalterische Beleidigung und jetzt weiß ich auch, warum: weil die Nazis dahinterstecken“, verlautet Böhmermann.
Jan Böhmermann: Apothekenlogo ein „Nazizeichen“
Er und Schulz berichten weiter, sie seien in ihrer Kindheit von dem roten A in Frakturschrift mit der „Äskulap-Schlange und so einer Giftschale“ fasziniert gewesen. Bei Böhmermann hat sich dies mittlerweile geändert.

Im Urlaub habe er bemerkt, dass Apotheken in anderen europäischen Ländern das leuchtend, grüne Kreuz als Erkennungszeichen nutzten. Nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht.
Eine Recherche beim Deutschen Apotheken-Museum habe ihm eine nationalsozialistische Vergangenheit des Symbols offenbart, es sei ein „Nazizeichen“, sagt Böhmermann.
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Geschichte des Apothekenlogos
Wie kommt der Satiriker darauf? „Dieses Logo, was wir heute haben, wurde im Grunde genommen fast genauso im Jahr 1936 eingeführt“, stellt Böhmermann fest. Zuvor gab es viele unterschiedliche Logos. Kunden konnten Apotheken nicht immer auf den ersten Blick als solche erkennen, es fehlte auch ein „Qualitätsmerkmal“. Olli Schulz vermutet: „Weil’s früher so viele Quacksalber gab“. Die Fakten lassen sich auf der Webseite des Deutschen Apotheken-Museums nachlesen.
Um die Unübersichtlichkeit bei den Logos zu beenden, schlugen Apothekerverbände Ende der 1920er-Jahre ein weißes Kreuz auf rotem Grund als einheitliches Erkennungsmerkmal vor. Dieses ähnelte jedoch zu sehr der Schweizer Nationalflagge. Als nächstes entstand die sogenannte „Arznei-Flasche mit drei Löffeln“, eine flächendeckende Durchsetzung scheiterte jedoch.
Gestaltung durch die Nationalsozialisten
„Reichsapothekerführer“ Albert Schmierer rief im Jahr 1936 einen Wettbewerb für die Neugestaltung des Apothekenlogos aus. Ein Entwurf des Grafikers Paul Weise gewann: ein rotes „Fraktur-A“ mit weißem Kreuz. Die Nationalsozialisten ersetzten das Kreuz durch die Lebensrune.
Schlange und Kelch kamen im Logo nach dem Krieg hinzu, die Rune verschwand. „Aber im Grunde genommen ist es eigentlich immer noch ein Nazi-Zeichen, was da dranhängt an deutschen Apotheken“, meint Böhmermann. Er fordert die Apothekenbranche zu einer Veränderung auf.
Ob das „Fraktur-A“ tatsächlich als Nazizeichen gelten kann, bleibt allerdings umstritten. Auch wenn es von den Nationalsozialisten in Auftrag gaben, erstellte das Logo mit Paul Weise ein Künstler, der mit einer Jüdin zusammenlebte und deshalb sogar ein Berufsverbot erhielt.