Seit 1969 ist er einer der größten Stars Hollywoods. Ein guter Grund für einen Themenabend über Jack Nicholson.
Fast genau auf den Tag vor 50 Jahren griff ein junger Mann zu den Sternen, und dass nur zwei Tage bevor der erste bemannte Mondflug stattfand. Denn am 14. Juli 1969 startete der Film „Easy Rider“ in den US-Kinos – und revolutionierte nicht nur das US-Kino, sondern machte mit einem Schlag auch einen seiner Darsteller berühmt. Jack Nicholson, der darin einen alkoholkranken Anwalt spielt, machte Eindruck und erhielt sogleich eine Oscar-Nominierung - die erste von insgesamt zwölf.
Dabei wollte Jack Nicholson zunächst in dem Film gar nicht mitspielen. 1969, mit 31, war er völlig entmutigt, wollte was anderes machen. Denn seit elf Jahren suchte der in einem Kaff in New Jersey Aufgewachsene in Hollywood Aufmerksamkeit und Erfolg - doch ohne Erfolg. Plötzlich wurde Jack Nicholson jedoch zum Aushängeschild der 70er und des durch „Easy Rider“ endgültig etablierten „New Hollywood“.
Zuvor trat er nur sporadisch in Filmen des Billigfilmers Roger Corman auf. Unvergessen ist etwa seine Rolle als masochistischer Zahnarztpatient in „Little Shop of Horrors“ (1960), in Western seines Freundes Monte Hellman oder seine Arbeit als Drehbuchautor des Drogendramas „The Trip“ (1967) und des Musicals „Head“ (1968) mit den „Monkees“. Filme, die heute als "Kult"gelten, damals jedoch floppten.
Nach „Easy Rider“ konnte Nicholson sich vor Rollenangeboten nicht retten, spielte mit in Klassikern wie Bob Rafelsons „Five Easy Pieces“ (1970), Mike Nichols‘ „Carnal Knowledge“ (1971) oder Hal Ashbys „The Last Detail“ (1973). Und obwohl Nicholson Rollenangebote für einige der erfolgreichsten Filme jener Zeit ausschlug, darunter „Der Pate“, „Der Clou“ und „Beim Sterben ist jeder der Erste“, hat er doch auch in einigen Filmen mitgespielt, die das Jahrzehnt prägten wie kaum andere: 1974 in Michelangelo Antonionis „Beruf: Reporter“ etwa, oder neben seinem Idol (und Nachbarn) Marlon Brando in Arthur Penns Western „Duell am Missouri“ (1978).
Seine größten Triumphe feierte der Schauspieler jedoch als Privatdetektiv in Roman Polanskis „Chinatown“ (1974) und als Insasse einer psychiatrischen Klinik in Milos Formans „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975). Dafür erhielt Nicholson seinen ersten von drei Oscars, und festigte damit nicht nur das Ansehen als Charakterdarsteller, sondern bestätigte auch sein Image als Exzentriker. Wie 1980 in Stanley Kubricks Horrorfilm „The Shining“ als von Paranoia befallener, Axt schwingender Familienvater.
Auch privat galt Nicholson als exzessiv. Partys, Drogen und Sex bestimmten sein Leben. Weshalb letztlich nach 17 Jahren die Beziehung zu seiner gelegentlichen Filmpartnerin, ansonsten recht toleranten Anjelica Huston in die Brüche ging. Hinzu kam die Presseenthüllung, dass seine Schwester in Wirklichkeit seine Mutter war. Ein Schock!
Als einer der größten Stars Hollywood drehte er dessen ungeachtet fortan in vielen Erfolgsfilmen mit, etwa in Georges Millers Komödie, „Die Hexen von Eastwick“ (So., 20.15 Uhr auf Arte), als „Joker“ in Tim Burtons „Batman“ (1989), in „About Schmidt“ (2002) als Rentner und 2006 in Martin Scorseses Cop-Thriller „The Departed“. Nach neun Jahren Drehpause wird er dieses Jahr übrigens wieder zu sehen sein – in Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“, einem Film, der die Zeit der 60er und 70er wieder auferstehen lässt – einer Ära also, in der die Ausschweifungen von Jack Nicholson noch nicht dank der heute grassierenden politischen Korrektheit als verworfen galten. Stattdessen trugen sie viel zum Image des Stars bei. Nicholson war zwar ein Star, galt aber als Nonkonformist.
Davon berichtet unter anderem der zweite Teil des Arte-Themenabends: die von Martina Gedeck eingesprochene Doku „Einer flog über Hollywood“ (So., 22.10 Uhr), die (mitunter arg psychologisierend) versucht, hinter die Maske des diabolisch Lächelnden zu blicken.
Eines Lächeln, das bis heute nachwirkt.
Arte, Sonntag, 21.6. 2019, ab 20.15 Uhr: Themenabend "Jack Nicholson"