Thomas M. Stein bei „Hart aber fair“ Musikproduzent verteidigt Rammstein gegen Vorwürfe – „angenehme Zeitgenossen“

Von Jakob Patzke | 20.06.2023, 12:50 Uhr 2 Leserkommentare

Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann waren am Montagabend das Thema in der Talksendung „Hart aber fair“. Der ehemalige Musikproduzent Thomas M. Stein kennt die Band persönlich – und hat eine klare Meinung zu den Anschuldigungen.

Unter dem Titel „Der Fall Rammstein und die Frage: Männer, seid Ihr wirklich noch nicht weiter?“ beschäftigte sich die Talkrunde von „Hart aber fair“ am Montagabend mit den Anschuldigungen gegen Frontmann Till Lindemann. Moderator Louis Klamroth begrüßte dazu die CDU-Politikerin Lisa Schäfer, die Journalistin und Feministin Stefanie Lohaus, den Autoren Tobias Haberl sowie den ehemaligen Musikproduzenten Thomas M. Stein.

Letzterer ergriff gleich zu Beginn der Sendung Partei für die deutsche Band. Solange die Anschuldigungen nicht bewiesen seien, solle man mit Schuldzuweisungen vorsichtig sein. Der 74-Jährige, der die Mitglieder von Rammstein nach eigenen Angaben persönlich kennt, erklärte: „Das sind angenehme Zeitgenossen. Ich bin verwundert über die Anschuldigungen, aber ich weiß ja nicht, was passiert ist. Alles, was wir hören, ist Mutmaßung.“

Der ehemalige Musikproduzent fokussierte sich im weiteren Verlauf des Gesprächs vor allem auf das Thema „Row Zero“ – dem Bereich zwischen Bühne und Publikum, wo angeblich vorab ausgewählte Frauen gestanden haben sollen. „Das gab es immer schon“, erklärte Stein. „Das gab es bei Gotthilf Fischer, das gab es bei Heino, das gibt es bei Roberto Blanco und das gibt es bei Rammstein. Wir dürfen jetzt nicht so tun, als wäre Rammstein die einzige Band, bei der das so passiert.“

Feministin schaltet sich ein

Moderator Louis Klamroth wies jedoch darauf hin, dass es bei den Vorwürfen gegen Rammstein nicht speziell um das Thema Row Zero gehe, sondern darum, was hinter der Bühne passiert sein soll. Stein erwiderte, er könne nicht glauben, dass jemand wie Till Lindemann, der sich auf der Bühne völlig verausgabe, nach einem Konzert noch jemanden „beglücken“ könne. Letztendlich sei der Sänger jemand, der „wirklich extremst vorverurteilt“ werde.

Die Journalistin und Feministin Stefanie Lohaus reagierte darauf mit Unverständnis. „Wir reden ja nicht von Einzelfällen. Wir reden ja von Dutzenden von Fällen. Und es gibt ja wirklich überhaupt keinen Grund, warum diese Frauen einfach so an die Öffentlichkeit gehen wollen. Das ist ja hoch schwierig und hoch risikoreich.“

Die gesamte Angelegenheit sei schambehaftet und tabuisiert. „Es hat nichts mit Selbstdarstellung zu tun“, so Lohaus. „In diesen massenhaften Vorkommen noch von Mutmaßung zu reden und dass etwas zerstört wird, das finde ich tatsächlich zynisch.“

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In den vergangenen Tagen hatten mehrere Frauen – teilweise anonym – Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Sie schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Nach den Berichten hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet.

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