Elizabeth II. hinterlässt ein trauerndes Königreich – und eine ungewisse Zahl unförmiger Hunde. Über Jahrzehnte waren die Corgis der Queen die besseren Royals. Was wird nach Elizabeths Tod aus ihnen?
Wer begreifen will, warum Briten ihre Monarchen mehr lieben als ihre Premierminister, muss ins Körbchen schauen. In Downing Street Nr. 10 residiert der Chief Mouser – eine Katze. Die Paläste der Queen dagegen gehören den Corgis. Beide Staatstiere verdeutlichen gut, wie das Volk für seine Herrscher fühlt: Wer in Downing Street regiert, ist der Katze im Haus völlig egal – so wie dem Durchschnittsbriten auch. Zur Krone dagegen pflegt man wie der treue Hund eine Bindung auf Lebenszeit.
Mord und Inzucht: die Shakespeare-Dramen der Corgis
Ihren ersten Corgi, Susan, hat Elizabeth II. zum 18. Geburtstag bekommen. Susans Stammbaum war bald komplizierter als der königliche. Dutzende Thronfolger gehen auf sie zurück. Und während der Adel in der Neuzeit immer langweiliger wurde, brachten die Hunde weiter Shakespeare’sche Gemetzel auf die Bühne: 1989 zum Beispiel führte Ranger, ein Corgi der Königinmutter, das Rudel in die Revolte und meuchelte Elizabeths Lieblingshund Chipper. Prinzessin Annes Bullterrier Dottie zerfleischte Pharos, einen Susan-Spross in zehnter Generation.
Corgi + Dackel = Dorgi
Susans ohnehin verschlungene Erblinie mischte Elizabeth II. hin und wieder zusätzlich auf, indem sie Dackel einkreuzte. Ein gefährlicher Spleen: Schon reinrassige Corgis sehen aus, als hätte die Queen einen Pelzmuff mit einem Pferd gekreuzt. Zu den „Dorgis“ soll der Züchter-Dachverband dann bemerkt haben, dass Corgis Hüte-, Dackel aber Jagdhunde seien. Zitat: „Sollte jemand eine Viehherde im Dachsbau verlieren, ist der Dorgi der perfekte Hund, um sie wieder rauszutreiben.“
Bisswunden in Windsor: das Sündenregister der Corgis
Mangels Vieh haben Corgis und Dorgis regelmäßig das Personal in die Schranken gewiesen. Im Wikipedia-Eintrag der Hunde füllen die Bissopfer eine eigene Rubrik. Allein Susan hat in 14 Lebensjahren einen Wachposten, einen Uhrendreher, einen Kriminalbeamten sowie einen Polizisten auf Patrouille gebissen. Selbst die Queen musste mit drei Stichen genäht werden, nachdem sie rund zehn ineinander verbissene Corgis trennen wollte. Ein rachsüchtiger Diener, der die Hunde später mit Schnaps abgefüllt hat, wurde degradiert.
Nimmt Elizabeth II. die Hunde mit ins Grab?
Sie haben gemeuchelt und gemordet, illegitime Erben gezeugt und die Dienerschaft misshandelt. In einem Wort: Die Corgis waren die besseren Royals. Trotzdem scheint jetzt niemand genau zu wissen, wie viele überhaupt noch da sind. Die Zucht hatte die Queen vor Jahren eingestellt; im Fall ihres Ablebens wollte sie keine Welpen zurücklassen. Nach dem Tod von Prinz Philip hat sie zum Trost aber doch wieder neue bekommen.
Vielleicht sollte man ihr die letzten Corgis ausgestopft mit ins Grab geben, so wie im alten Ägypten. Wahrscheinlich sind es dafür aber einfach noch zu viele. Ein Stammbaum der BBC endet mit dem Hinweis auf Unvollständigkeit.














