Rudi Cerne feiert die 500. Ausgabe von Eduard Zimmermanns „Aktenzeichen XY ... ungelöst“. Hier finden Sie seine Erfolgszahlen – und Berichte über die spektakulärsten Pannen der ZDF-Sendung.
Zum 500. Mal läuft am 14. Oktober 2015 die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“. Wie viel Fälle wurden seit Eduard Zimmermanns erster Sendung im Jahr 1967 gelöst? Und was waren die spektakulärsten Fehler der ZDF-Fahndung? Wir erinnern. (Bringt „Aktenzeichen XY“ neue Hinweise im Vermisstenfall Drage? Fakten und Ergebnisse der Juni-Sendung 2016)
Nach „Aktenzeichen XY“ jahrelang unschuldig in Haft
Ein verhängnisvoller Justizirrtum beginnt mit einer „Aktenzeichen XY“-Sendung vom April 1992. Im Beitrag über einen Bankraub mit Geiselnahme wird ein Überwachungsfoto des stark übergewichtigen Täters gezeigt. Ein Polizist glaubt, darauf den Hausmeister Donald Stellwag zu erkennen. Obwohl der ein von mehreren Personen bestätigtes Alibi hat, wird er 1995 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Da er bis zuletzt nicht gesteht, sitzt er sie voll ab. Kurz nach seiner Entlassung wird der tatsächliche Täter gefasst. Stellwag wird mit rund 60.000 DM entschädigt, etwa ein Drittel dieser Summe wird für die Gefängnisverpflegung abgezogen. Jahre später wird der Gutachter, der Stellwag vor Gericht als Täter identifiziert hat, zu einem Schmerzensgeld von 150.000 Euro verurteilt. Stellwag geht als prominentes Justizopfer in die Öffentlichkeit, Jahre später wird er im Zusammenhang mit einem Goldraub erneut ein Fall für die Justiz, entgeht einem Prozess aber, weil er verhandlungs- und haftunfähig ist. (Quellen: Wikipedia , Abendzeitung .) (Wie war Eduard Zimmermann hinter den Kulissen? Die Tochter des „Aktenzeichen XY“-Erfinders im Gespräch.)
FBI jubelt „Aktenzeichen XY“ falsches Foto unter
Zu den spektakulären Fahndungen bei „Aktenzeichen XY“ zählt der Auftritt von FBI-Agenten, die am 20. Februar 2008 beim ZDF nach James J. Bulger suchen. Der Mann, den Johnny Depp gerade im Spielfilm „Black Mass“ verkörpert, wird als Mafiaboss und wegen 21-fachen Mordes gesucht. Die US-Beamten zeigen im ZDF ein vermeintliches Urlaubsfoto des Schwerverbrechers – tatsächlich zeigt das Bild ein unbescholtenes deutsches Paar, das sich nach der Sendung verunsichert zu erkennen gibt. Die Redaktion hatte die Zusammenarbeit mit dem FBI zuvor noch als „spektakulärste Personenfahndung in der vierzigjährigen Geschichte von ,Aktenzeichen XY‘“ bezeichnet. Danach war eine der spektakulärsten Pannen daraus geworden. (Hier können Sie die ganze „Aktenzeichen XY“-Blamage nachlesen.)
Polizei vernimmt Darsteller aus „Aktenzeichen XY“-Einspieler
Irgendwann musste es passieren: Im April 2012 stellt die Stuttgarter Polizei den 28-jährigen Aaron Defant, in dem die Beamten einen gesuchten Juwelendieb wiederzuerkennen glauben. Und tatsächlich hat der auch in der Serie „Marienhof“ beschäftigte Schauspieler etwas mit dem Verbrechen zu tun: Er hat den Täter für einen Einspielfilm bei „Aktenzeichen XY“ dargestellt. (Quelle: Spiegel.de) (Rudi Cerne ein Terrorist? Im Interview erzählt der „Aktenzeichen XY“-Moderator, wie er mit Christian Klar verwechselt wurde.)
Eduard Zimmermann stellt erfundenes Sexualverbrechen vor
In der „Aktenzeichen XY“-Ausgabe vom Februar 1992 wird das Martyrium einer 25-Jährigen geschildert, die am Frankfurter Hauptbahnhof betäubt worden und an einen unbekannten Ort entführt worden sein soll. Drei Tage lang sei sie von mehreren Männern vergewaltigt worden, heißt es. Danach habe man sie auf einer Brücke in Düsseldorf ausgesetzt. Das ZDF rekonstruiert für seinen Einspieler den Kellerraum, in dem die junge Frau gequält worden sein soll – später stellt sich heraus: Sie war gar kein Opfer und hatte sich, wie sie selbst eingestehen musste, das Verbrechen ausgedacht. (Quelle: Stefan Ummenhofer: „Aktenzeichen XY... ungelöst: Kriminalität, Kontroverse, Kult“, zitiert nach xywiki.de („Aktenzeichen XY“ muss Fehlschlag im Vermisstenfall aus Drage melden.)
Selbstzensur beim ZDF: „Aktenzeichen XY“ hat Skrupel wegen der Hautfarbe
Im August 2015 setzt sich das ZDF heftiger Kritik aus, weil schon gedrehter ein „Aktenzeichen XY“-Beitrag zunächst zurückgezogen werden soll. Gesucht wird nach einem dunkelhäutigen Sexualverbrecher; beim Sender befürchtet man, der Beitrag könnte in der Flüchtlingskrise Ressentiments schüren. Es entbrennt eine öffentliche Debatte über Selbstzensur im Umgang mit Herkunft und Hautfarbe von Tätern – mit dem Ergebnis: Der Film wird doch gezeigt. (Hier erfahren Sie alles über die Diskussion.)
„Aktenzeichen XY ... ungelöst“ in Zahlen
Wie viele Fälle hat das ZDF in 500 Ausgaben von „Aktenzeichen XY“ vorgestellt, und wie viele wurden gelöst? Diese Zahlen veröffentlicht das ZDF zur Jubiläumsausgabe:
- Fälle insgesamt: 4436
- Fälle gesamt geklärt: 1810
- Aufklärungsquote gesamt 40,8%
- Anzahl der festgenommenen Täter gesamt: 2254
- Tötungsdelikte gesamt: 1456, davon geklärt: 598 (41,1%)
- Entführung/Geiselnahme: 45, davon geklärt: 27 (60%)
- Sexualstraftaten gesamt: 173, davon geklärt: 74 (42,8%)
- Raubstraftaten gesamt: 1228, davon geklärt: 393,92 (32,1%)
- Betrug gesamt: 584, davon geklärt: 347 (59,5%)
- Einbruch gesamt: 257, davon geklärt: 106 (41%)
- Vermisstenfälle gesamt: 129, davon geklärt: 42 (32,6%)
(Aktenzeichen XY: Ergebnisse der letzten Sendung vom 18. November 2015)