Dokumentation erläutert Wege zu nachhaltiger Mode Fair statt kurzlebig

Von Marie-Luise Braun | 07.07.2019, 18:49 Uhr

Die Modeindustrie gilt als großer Umweltverschmutzer und Ausbeuter. Möglichkeiten dem entgegenzuwirken, zeigt eine Arte-Doku. Faire Mode statt Fast Fashion – Kleidung als Gewissensfrage, 19. Juni, 201.5 Uhr, 3Sat.

Giftige Chemikalien, Ausbeutung von Arbeiterinnen in Textilfabriken, Müllberge. Es sind diese und weitere Punkte, die die Textilindustrie zu einem der größten Umweltverschmutzer und Ausbeuter von Menschen machen. Noch dazu: Laut Studien, unter anderem von Greenpeace, ist Kleidung zur Wegwerfware geworden: 40 Prozent der gekauften Kleider, Hosen und Blusen hängt selten oder gar nicht getragen im Schrank.

„In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Modeproduktion weltweit verdoppelt und die Tragedauer halbiert. Kleidung ist zu einem umweltschädlichen Wegwerfprodukt verkommen“, heißt es in der Dokumentation „Faire Mode statt Fast Fashion“ von Kurt Langbein und Anna Katharina Wohlgenannt, die Arte jetzt zeigt.

Darin gehen die beiden österreichischen Filmemacher der Problematik auf den Grund und erläutern Lösungsmöglichkeiten. Besonders gut: Langbein und Wohlgenannt schieben die Verantwortung nicht allein der Modeindustrie zu, sondern zeigen auf, was jeder tun kann, um seinen Teil zur Verbesserung der Situation beizutragen.

„Ich hab‘ nix anzuziehen!“, den Spruch haben wohl viele schon einmal gesagt, obwohl ihnen ein gut gefüllter Kleiderschrank zur Verfügung steht: Frauen besitzen laut Greenpeace im Durchschnitt 118 Kleidungsstücke, bei Männern sind es 73 Teile. Aber das Passende scheint dann doch oftmals zu fehlen und schnell wird etwas Neues gekauft. Zumal Kleidung oft günstig ist, gerade bei den einschlägigen Ketten, wo T-Shirts auch schonmal für zwei Euro über den Ladentisch gehen.

Gute Mode kostet aber. Damit ist im Film nicht die überteuerte Designer-Klamotte gemeint, sondern Jacken, T-Shirts und Hosen, die auf Haltbarkeit ausgelegt sind. Stücke, die auf Langlebigkeit produziert wurden und damit länger gut aussehen als lediglich ein Monat oder auch eine Saison. Nachhaltige Mode besteht zudem aus umweltschonend hergestellten Stoffen. Und auch das führe zum teureren Endpreis, rechnet die Dokumentation vor.

Der Film verweist auf Absurditäten: Rumänien zählt zu den Ländern, in denen Kleidung günstig produziert wird. Die Arbeiterinnen können sich die von ihnen angefertigten Stücke aber gar nicht leisten – sie können sie erst tragen, wenn sie als Secondhand-Ware in ihr Land zurückgekehrt ist, erläutert Bettina Musiolek von Clean Clothes Campaign. Dabei schlage sich ein besserer Lohn für die Arbeiterinnen nur in wenigen Cent beim Endpreis nieder.

Im Film kommen Hersteller und Designer zu Wort, die sich einer anderen Produktionsweise verpflichten. Die Leinen-Jeans von Flachsbauer Stefan Fölser aus dem Böhmerwald beispielsweise haben bei ihrer Herstellung nur ein Zehntel der Strecke konventionell produzierter Jeans zurückgelegt. Ihre Kleider lässt die Wiener Designerin Katharina Mühlberger aus indischer Fairtrade-Biobaumwolle herstellen. Zudem sind sie von einer Kooperative aus sozial benachteiligten Frauen aus den Slums von Mumbai geschneidert worden.

Die Dokumentation zeigt weitere Ansatzpunkte auf, die Modeindustrie zu verbessern, darunter Ansätze, die Technik zu modernisieren und umweltfreundlichere Stoffe auf den Markt bringen. Die österreichische Designerin Cloed Baumgartner zum Beispiel fertigte in ihrem Unternehmen „Milch“ neue Kleidung aus „pensionierten“ oder neuen, aber fehlerhaften Herrenhemden und -hosen an. Der Film erwähnt nicht, dass Baumgartner zum Juli das Unternehmen nach 20 Jahren schließt, um sich neuen Aufgaben zu widmen.

Auch eine relativ neue Idee beleuchten Kurt Langbein und Anna Katharina Wohlgenannt: Die Möglichkeit, Kleidung zu mieten. Organisationen wie Greenpeace zählen zudem die Möglichkeit auf, getragene Kleidung zu tauschen bzw. sie selbst oder über Secondhand-Läden zu verkaufen.

Am Ende verweist der Film auf besonders günstige Möglichkeiten, die Auswirkungen auf die Umwelt durch Mode zu verringern: Sich zu überlegen, ob das neue Teil wirklich sein muss, und die Sachen länger zu tragen als bisher.

Im Anschluss, um 21.05 Uhr, begleitet die Dokumentation „Haben oder Sein“ fünf Familien, die Wege der Nachhaltigkeit jenseits von Gier und Profitstreben gehen.

Faire Mode statt Fast Fashion – Kleidung als Gewissensfrage, 19. Juni, 201.5 Uhr, 3Sat

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