Der Newsletter von Burkhard Ewert gibt den Bürgern in der Fläche eine Stimme – dem "Rest der Republik".
Wir haben Herbst. Wollen wir wetten, dass bald wieder die Forderung nach einem Verbot von Laubbläsern aufkommt?
Ich hätte einen radikalen Gegenvorschlag, und zwar jedem Gartenbesitzer feierlich einen Laubläser auf Staatskosten zu schenken – zumindest, so lange er statt immergrünem Kirschlorbeer beispielsweise auf eine Hainbuchenhecke setzt. Der ökologische Wert des Lorbeers liegt in etwa bei dem einer Betonwand. Aber er macht kaum Schmutz und Arbeit, während die Hainbuche von Blütenstaub über Blatthüllen bis zu den krisseligen, über Wochen verteilt abfallenden Blättern ungefähr alles zu bieten hat, was die Natur freut, den Heimgärtner aber nerven kann.
Ich will damit sagen: Man kann den Lärm eines Lautbläsers auch als Preis dafür verstehen, dass jemand überhaupt etwas hat, das Laub abwirft, und dass er sich darum kümmert. Denn ich hätte noch eine zweite Wette anzubieten: Neun von zehn Leuten, die sich über Laubbläser mokieren, finden möglichst viele Bäume und bunte Hecken super, haben aber persönlich mit deren Pflege nichts zu tun.
Auch wäre es mir lieber, es pustet ab und an jemand das Laub durch seine Beete, als dass er diese gleich ganz eliminiert und durch einen Haufen Schotter ersetzt, den er dann Steingarten nennt, auf einfache Pflege hofft und das Drama mit einer stählernen Doppelstabmatte umgibt, in die er Plastikstreifen flicht.
Es liegt ja auch nicht nur an der Bequemlichkeit, wenn gepustet wird. Spätestens im höheren Alter fällt mancher Grundstücksbesitzer durchaus mit Bedauern alte Eichen oder Birken, Linden oder Obstbäume, weil die jährliche Mühe mit dem Dreck zu beschwerlich wird.
Also: Wenn das nächste Mal jemand Laub pustet, wäre mein Vorschlag, dass auch Verbotsfreunde in urbanen Altbauwohnungen sich freuen, dass genau dies da draußen geschieht.
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