Konsequenzen sollen drohen Keine „lottrigen“ Outfits mehr: Elternrat fordert Kleiderordnung an Schulen

Von dpa | 07.09.2023, 07:49 Uhr | Update am 08.09.202332 Leserkommentare

„Unangemessene, zerrissene oder freizügige Kleidung“ im Unterricht will der Bundeselternrat in Zukunft verhindern und fordert Regeln für Bekleidung. Wie er das begründet und warum sowohl der Lehrerverband als auch die Bundesschülerkonferenz den Vorstoß ablehnen.

Der Bundeselternrat hat sich für Bekleidungsregeln an Schulen ausgesprochen. „Wir empfehlen Schulen, einen Konsens über eine Kleiderordnung zu schließen“, sagte die Vorsitzende der Organisation, Christiane Gotte, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Ein derartiger Konsens sollte dann auch in die Hausordnung aufgenommen werden.

Dann hätte ein Verstoß auch Konsequenzen. „Dann kann man Schülerinnen oder Schüler nach Hause schicken und verlangen, dass sie sich ordentlich anziehen.“ Meist gehe es dabei um „unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige Kleidung“.

Vor allem Mütter sähen in Kleidungsregeln einen Vorteil, um morgendlichen Diskussionen mit ihren Kindern zu entgehen. Gotte räumte zugleich ein, eine generelle Kleiderordnung an Schulen sei im föderalen System kaum durchsetzbar.

Lehrerverband hebt Selbstbestimmung in Deutschland hervor

Hintergrund ist eine Debatte in Frankreich über die Einführung von Schuluniformen. Präsident Emmanuel Macron hatte sich für Einheitskleidung ausgesprochen.

Der Deutsche Lehrerverband lehnt feste Regeln ab. „Wir sind in Deutschland aufgrund unserer Geschichte anders auf Freiheit ausgerichtet, auf Selbstbestimmung und Mündigkeit. Eine Formulierung zu finden, die festlegt, wie lang ein T-Shirt sein darf, ist kaum möglich“, sagte Verbandspräsident Stefan Düll den Funke-Zeitungen.

Bildungsverband: Einheitskleidung verhindert keine soziale Ungerechtigkeit

Dass die Kleidung legerer, nicht mehr so formal sei, „ist ein gesamtgesellschaftlicher Trend“. Klar sei aber auch: „Schule ist kein Strand und kein Club.“

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hält Schuluniformen und Einheitskleidung für einen Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht von Eltern und Kindern, wie Verbandsvize Tomi Neckov sagte. Obendrein verhindere Einheitskleidung nicht soziale Ungerechtigkeit. Darüber hinaus dürfen finanzschwächere Haushalte nicht zusätzlich mit der Anschaffung belastet werden.

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Bundesschülerkonferenz: Kleiderordnung führt zu mehr Konfliktpotenzial

Auch die Bundesschülerkonferenz hat die Empfehlung des Bundeselternrats zu einer Kleiderordnung kritisiert. „Ich als Privatperson würde eine Kleiderordnung als Bevormundung empfinden“, sagte die Generalsekretärin Wiebke Maibaum dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Freitag. „Eine Kleiderordnung, oder im extremsten Fall eine Schuluniform, verlagert die Probleme sozialer Ungleichheit“, ergänzte sie.

Maibaum ist der Auffassung, dass die vom Bundeselternrat empfohlene Kleiderordnung die Selbstbestimmung und Persönlichkeitsentfaltung untergräbt und zu mehr Konfliktpotential führt. Dabei kritisierte sie auch die ihrer Meinung nach unbestimmte Wortwahl des Bundeselternrats: „Sind zerrissene Jeans dann verboten, aber geflickte Hosen bei Grundschulkindern okay? Auf welchen Zentimeter einigt man sich dann bei einer T-Shirt-Länge?“ Maibaum zufolge seien diejenigen, die am meisten von einer solchen Kleiderordnung betroffen seien – die Lehrer und Schüler – zufrieden mit dem „Status Quo“.

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32 Kommentare
Michael Pröhl
Frage mich schon lange, was bei einigen Kommentatoren in Ihrer Kindheit schiefgelaufen ist, wenn ich Ihre Beiträge, nicht nur zu diesem Artikel, hier im Forum lese? Empathieunfähigkeit ist, glaube ich, nicht vererbbar, sondern selbst antrainiert. Warum auch immer?