Winston Churchill und Margaret Thatcher als Einspieler beim Parteitag der britischen Konservativen – weniger Pathos ging wohl nicht bei der Wahl des neuen Vorsitzenden. Die Emotionen seiner Parteifreunde hat auch Boris Johnson perfekt bedient, folgerichtig die Abstimmung gewonnen und damit auch das Amt des britischen Premierministers. Nun blühen Europa und der Weltgemeinschaft ähnliche verstörende Alleingänge, wie man sie von US-Präsident Donald Trump kennt. Ein Kommentar.
Nun also Boris Johnson. Eine Überraschung war es nicht mehr, dass der Exzentriker in Downing Street Nr. 10 einzieht. Ganz im Gegensatz zur kalten Doppeldusche 2016, als erst die Briten für den Brexit und dann die Amerikaner für Trump gestimmt haben – und nicht nur die deutsche Politik aus allen Wolken fiel.
Trump und Johnson sind wie großer und kleiner Bruder, die dem Rest der Familie hochnotpeinlich sind und die nichts als Scherereien machen mit ihren dauernden Lügen, ihren sprunghaften Entscheidungen, ihren Pöbeleien und Beleidigungen. Darüber kann der Rest der demokratischen Welt und vor allem Europas jetzt jammern, loswerden wird man die beiden Störenfriede aber so bald nicht.
Und weil die beiden Brüder im Geiste alles andere als dumm sind, werden sie sich sofort die Bälle zuspielen: ein exklusives Handelsabkommen, Waffenbrüderschaft, Rüstungsprojekte, gemeinsame Außenpolitik. Ebenfalls vereint sind beide in ihrer Abneigung gegen die EU und vor allem gegen Deutschland, die besonders in England noch aus dem Zweiten Weltkrieg herrührt. Ursula von der Leyen an der Spitze der EU-Kommission verstärkt dieses Gefühl deutscher Dominanz nur noch weiter.
Auch wenn Großbritannien am Ende vermutlich wirtschaftlich schwer bluten und isoliert dastehen wird, verbieten sich aktuell Besserwisserei und verfrühte Häme. Gefragt sind vielmehr Schadensbegrenzung und kluge Diplomatie. Dazu muss man Boris Johnson aber ernst nehmen, so wie Donald Trump – auch wenn sich dabei die Faust in der Tasche ballt.