Die Letzte Generation gibt den Blockaden schönere Namen. Statt zu „stören“ und Städte „lahmzulegen“ wollen sie „wachrütteln.“ An der Praxis ändert das nichts. Über das neue Framing-Papier der Klima-Aktivisten.
Der „Tagesspiegel“ hat ein internes Papier der Letzten Generation in die Finger bekommen. In Zukunft wollen die Aktivisten nicht mehr „stören“ oder Berlin „lahmlegen“. Sie wollen nur noch „wachrütteln“. Das klingt besser als es ist. Und genau darum geht es auch. Ändern soll sich nämlich nur die Wortwahl.
Was die frisch gebackenen Wachrüttler planen, sind: Straßenblockaden. Es wird sogar alles noch schlimmer. Diesmal soll’s offenbar gar nicht mehr aufhören. O-Ton des Papiers: „Dieser Plan geht zunächst bis Weihnachten, der Protest ist aber nicht auf Weihnachten befristet (unbefristeter/dauerhafter Protest).“ Na, dann frohes Fest.
Mit Framing hat die Letzte Generation Erfahrung
Was die Aktivisten hier machen, ist Arbeit am eigenen „Framing“: Schlaue Sprachregeln sollen die Akzeptanz verbessern. In der politischen Kommunikation ist das Alltag. Keiner weiß das besser als die Letzte Generation, deren ziviler Widerstand immer wieder als Extremismus diffamiert wird. Sogar der Verfassungsschutz-Chef nennt das Nonsens. „Klimaterroristen“ wurde nicht ohne Grund Unwort des Jahres.
Über seine Sprache nachzudenken, bringt Debatten weiter. Ob man die Erderwärmung als Klimawandel oder als Klimakatastrophe bezeichnet, macht einen Unterschied. Man kann aber nicht Straßen blockieren und dann - wie die Letzte Generation es plant - ausgerechnet dieses Motto ausgeben: “Wir bewegen was.” Haha.
In unserer Hauptstadt-Kolumne berichten unsere Berliner Korrespondenten Rena Lehmann, Tobias Schmidt und Daniel Benedict jedes Wochenende über Kurioses und Bemerkenswertes aus der Berliner Blase. Sie blicken hinter die Kulissen von Bundestag, Kanzleramt und Rotem Rathaus.
Liebe Klimakleber, sagt, was ihr tut
Wer die Dinge dreist ins Gegenteil verkehrt, betreibt kein Framing mehr. Der verdreht einfach nur die Tatsachen. Und das macht man einfach nicht. So reden Möchtegern-Autokraten – um das Vertrauen in Argumente zu untergraben. Und um alles als bloße Meinung zu diskreditieren.
Also, bitte, liebe Klimakleber: Blockiert die Straßen, nervt, tackert euch an meinen persönlichen Weihnachtsbaum. Aber sagt, was ihr tut. Die Erderwärmung ist kein Sprachspiel.