Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist am Sonntag aus dem Gefängnis in ein Krankenhaus verlegt worden. Zunächst war bei dem 43-Jährigen eine allergische Reaktion vermutet worden, nun gibt es einen anderen Verdacht.
Der in ein Krankenhaus eingelieferte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist nach Angaben seiner Hausärztin möglicherweise mit Gift in Berührung gekommen. "Wir können nicht ausschließen, dass seine Haut von einem Gift berührt und von einer unbekannten chemischen Substanz durch einen Dritten verletzt wurde", schrieb die Medizinerin Anastasia Wassiliewa am Sonntagabend auf Facebook.
Demnach litt der prominente Oppositionspolitiker unter geschwollenen Augenlidern und hatte Abszesse an Nacken, Rücken, Rumpf und Ellenbogen. Nawalny habe noch nie eine allergischen Reaktion erlitten, erklärte die Hausärztin nach einem Besuch bei dem Politiker im Krankenhaus. Sie forderte eine Untersuchung der Bettwäsche in seiner Gefängniszelle.
Bis Sonntag in Haft
Nawalny war am Sonntag aus dem Gefängnis in ein Krankenhaus verlegt worden. Seine Sprecherin Kira Jarmisch sprach zunächst von einer "schweren allergischen Reaktion". Nawalny werde medizinisch versorgt und polizeilich bewacht.
Der Oppositionspolitiker war am Mittwoch zu 30 Tagen Haft verurteilt worden, weil er zu einem nicht genehmigten Protest aufgerufen hatte. Nawalny ist einer der prominentesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Demonstrationen organisiert, was ihm immer wieder kurze Haftstrafen einbrachte.
Giftangriffe mit russischem Zusammenhang
In Russland waren mutmaßliche Vergiftungen im politischen Milieu in der Vergangenheit immer wieder ein Thema. Zuletzt verdächtigte der Aktivist Pjotr Wersilow, Mitglied der russischen Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot, den russischen Geheimdienst, ihn 2018 in Moskau vergiftet zu haben. Pussy Riot ist mit spektakulären Aktionen gegen Justizwillkür und Korruption weltweit bekannt geworden.
International für Schlagzeilen sorgte der Giftangriff auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia im März 2018 im englischen Salisbury. Sie sollen mit dem Nervengift Nowitschok attackiert worden sein. Beide überlebten. Großbritannien macht Russland für den Anschlag verantwortlich. Moskau hat eine Verantwortung stets zurückgewiesen.