Mit ihrem Coup, in der Fraktion die Vertrauensfrage zu stellen und die Neuwahl zu erzwingen, zeigt Nahles Mut und Kämpferherz. Martin Schulz hatte Spekulationen über seine Kandidatur lange munter laufen lassen. Jetzt, wo es ernst wird, schlägt er sich in die Büsche.
Es ist leicht gesagt, dass sich Nahles nur deswegen auf ihren Posten wird halten können, weil kein anderer den Mumm dazu hat. Vielleicht ist sie aber auch die Richtige.
Man mag ihre Bätschi-Auftritte peinlich finden, die Themensetzung bemängeln. Dafür reibt sie sich für die Partei auf, steckt ihr Herzblut in die Erneuerung und würgt nicht jede Debatte ab, während Ex-Parteiboss Gabriel verbrannte Erde hinterlassen hatte. Dass ausgerechnet er vom gemütlichen Talk-Sofa aus kluge Ratschläge erteilt, ist eine Zumutung.
Klar, seit Nahles die Partei führt, hagelt es Wahlschlappen. Trotzdem hat sie noch eine Chance verdient. Sie wird sie nur nutzen können, wenn sich die SPD endlich geschlossen hinter sie stellt.