In einem Gespräch mit unserer Redaktion sagte Habeck zu der Verschiebung der Frist um zwei Jahre: „Das ist ein Armutszeugnis für die Große Koalition.“
Parallele zum Dieselskandal
Die Bundesregierung lasse sich vom Einzelhandel und den Schweineproduzenten treiben, die befürchteten, Kunden und Marktanteile zu verlieren. „So wie sich die Regierung im Dieselskandal von der Autoindustrie treiben lässt, macht sie sich bei der Ferkelkastration zum Vertreter der Fleischindustrie“, sagte Habeck: „Eine Politik, die sich von der jeweiligen Industrie auf der Nase herumtanzen lässt, ist eine schwache Politik.“
Alternativen vorhanden
Dabei gebe es durchaus Alternativen, etwa indem männliche Ferkel gegen die Ausbildung von Geschlechtshormonen geimpft werden, so dass sich die Geschlechtsorgane nicht ausbilden. „Das wird in vielen europäischen Ländern angewandt, es ist eine gängige und kostengünstige Methode“, sagte Habeck. Das einzige Problem sei, dass der Einzelhandel sich dagegen sperre und offenbar Angst habe, den Verbrauchern mitzuteilen, dass die Tiere geimpft wurden.
Bundestagsbeschluss
Der Bundestag hatte am späten Donnerstagabend das geplante Verbot der Methode noch einmal um zwei Jahre bis Ende 2020 verschoben. Ferkel dürfen somit in Deutschland vorerst weiter ohne Betäubung kastriert werden. Eigentlich sollte das traditionelle Verfahren bereits mit Beginn des kommenden Jahres untersagt sein. Doch weil viele Schweinehalter das Fehlen von Alternativen beklagen, verlängerte das Parlament die Übergangsfrist. In Deutschland werden Millionen Ferkel wenige Tage nach der Geburt betäubungslos kastriert. Das soll verhindern, dass das Fleisch von Ebern einen strengen Geruch und Beigeschmack bekommt.