Russische Waffen stehen nun auf Nato-Gebiet. Vor allem die USA sehen in den Rüstungslieferungen aus Moskau an die Türkei ein echtes Sicherheitsproblem. Der Deal ist eine Schlappe für die US-Regierung. Russland agiert da viel geschickter. Ein Kommentar
Drohungen bewirken meist nichts – diese Lektion sollte die US-Regierung eigentlich gelernt haben. Die Droh- und Sanktionspolitik von Präsident Trump gegenüber dem Iran, Russland oder jetzt der Türkei hat die Länder in Streitfragen nicht zum Einlenken bewegt. Sondern eher noch den Trotz befeuert.
Erdogan will kein Gefolgsmann sein
So ist es auch mit dem türkischen Präsidenten Erdogan, der trotz angedrohter US-Sanktionen nun russische Raketen gekauft hat. Als Gefolgsmann der Amerikaner zu parieren, ist nicht die Sache des Autokraten. In seiner Weltsicht sind die USA schon lange die Macht des Bösen, die hinter dem Putschversuch 2016 stehen und eine barbarische Nahostpolitik betreiben.
Russland als Partner
Erdogans Kalkül lautet: Innenpolitisch punkten, die Militärs für sich einnehmen und die türkische Abhängigkeit von ausländischen Technologien abbauen. Er ist in der komfortablen Situation, dass der Westen und die Nato nur eine Option von mehreren für ihn sind. Denn da ist ja noch Russland, ein notwendiger Verbündeter, etwa um eine kurdische Autonomieregion zu verhindern. Der russische Präsident Putin agiert da übrigens geschickter als die Amerikaner. Er versucht, Ankara langfristig aus dem westlichen Militärbündnis zu lösen und mit Abkommen, Gaspipelines und Zusammenarbeit in Syrien zu locken.
Türkei nutzt Optionen
Auch wenn die Türkei weit davon entfernt ist, die Nato zu verlassen, nutzt sie ihre geostrategische Bedeutung als Tor zum Nahen Osten geschickt. Die Nato kann sich eine Schwachstelle ausgerechnet an diesem Punkt nicht leisten. Das Bündnis muss sich überlegen, welche akzeptablen Optionen es Ankara bieten kann.