Küss die Hand, gnäd'ge Frau! Klingt das nicht einfach romantisch, formvollendet im alten Kavaliersstil? Das kann es doch nur in Österreich geben, dem Land von Mozart und Opernball. Einer Dame von Welt müsste in jedem Fall das Herz aufgehen vor Freude, dermaßen gehandküsst zu werden. Läuten da vielleicht nicht sogar schon irgendwo in weiter Ferne die Hochzeitsglocken?
Von wegen. Alles nur Wiener Schmäh, wie Sprachwissenschaftler längst herausgefunden haben. Genauso gut könne man in vielen Fällen gleich den Götz von Berlichingen zitieren. Und der hat bei einem Heiratsantrag nun wirklich nichts zu suchen. Andererseits - Österreich hat eine Scheidungsrate von knapp 50 Prozent, in Wien machen sogar 65,9 Prozent den Abflug aus der Ehe. Kein Wunder, dass im Oktober die Alpenmetropole Austragungsort der weltweit ersten Scheidungsmesse ist. Hier findet das gebrochene Herz einfach alles, von Rechtsberatung bis zu Immobilienangeboten. Damit sich Ex-Partner nicht über den Weg laufen können, dürfen am Samstag nur Männlein, am Sonntag nur Weiblein herein. Der Imageschaden wäre auch wirklich nicht wiedergutzumachen, wenn es ausgerechnet während der Scheidungsmesse zu einer Versöhnung kommen würde.