Vermischtes Kuchenstücke kommen auf den Markt

20.04.2007, 22:00 Uhr

Die Gagfah Group will 150 ehemalige OWG-Wohnungen in Osnabrück an ihre Mieter verkaufen. Mitarbeiter der börsennotierten Immobiliengesellschaft haben in dieser Woche die Objekte inspiziert, um die Verkaufspreise zu ermitteln.

Zum Verkauf stehen 80 Wohnungen an der Tentenburg und 30 an der Wartenbergstraße, weitere 40 verteilen sich auf andere Standorte. Nach Auskunft der Gagfah handelt es sich um Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern, überwiegend in Mehrfamilienhäusern. Zum Teil handle es sich um Baudenkmäler.

"Unseren Mietern werden wir die Wohnungen zum Vorzugspreis anbieten", kündigt Bernhard Hugenberg an, der Leiter des Regionalbereichs Hannover für den Immobilienverkauf. Damit solle "auf vielfachen Wunsch" die Bildung von Wohneigentum ermöglicht werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Gagfah. Und Geschäftsführer Worna Zohari verweist auf das historische Zinstief, das die Käufer nutzen könnten, um "bezahlbares Wohneigentum" zu erwerben.

Ganz so selbstlos sei das Ansinnen der Gagfah wohl nicht, meint Hans-Heinz Lüdtke vom Mieterverein für Osnabrück und Umgebung. Es gehöre zur Strategie solcher Gesellschaften, "den ganzen Kuchen zu kaufen" und die einzelnen Stücke dann für gutes Geld weiterzuveräußern. Gleichwohl erwartet Lüdtke, dass sich die Gagfah an den marktüblichen Preisen orientieren wird. Für den Immobilienkonzern sei es ein günstiger Zeitpunkt zu verkaufen. Wenn er zu lange warte, komme der Wohnungsmarkt durch die frei werdenden Briten-Wohnungen unter Druck.

Der Mieterverein rechnet damit, dass die Gagfah die Wohnungen auf dem freien Markt anbieten wird, falls die Mieter nicht zugreifen. Ein Eigentümerwechsel könne eine Kündigung wegen Eigenbedarfs nach sich ziehen, allerdings wohl erst in drei Jahren. Für den Fall, dass eine Wohnung an einen Außenstehenden verkauft werde, habe der Mieter ein Vorkaufsrecht, sagt Hans-Heinz Lüdtke vom Mieterverein.

Die Osnabrücker Wohnungsbaugesellschaft OWG gehörte ursprünglich der Stadt Osnabrück. Zur Haushaltssanierung wurde die Gesellschaft im Dezember 2002 an die Niedersächsische Landesentwicklungsgesellschaft Nileg verkauft. Der Grünen-Politiker Michael Hagedorn hat vorgerechnet, dass die Stadt für ihre 3500 OWG-Wohnungen 51 Millionen Euro bekommen habe - 14600 Euro pro Wohnung. So sei wertvolles städtisches Vermögen "verschleudert" worden, lautete damals seine Kritik.

Inzwischen gehört die Nileg mitsamt der OWG der Wohnungsholding Gagfah. Sie ist die Tochter des US-Konzerns Fortress, hat ihren Geschäftssitz in Luxemburg und bezeichnet sich sich mit ihren mehr als 168000 Mietwohnungen in Deutschland als größte börsennotierte Wohnungsgesellschaft.

OWG-Mieter sorgten sich von Anfang an, dass durch den Verkauf der Wohnungen die Mieten steigen würden. Jetzt fühlen sie sich bestätigt, obwohl diese Befürchtungen stets dementiert wurden.

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