Erneutes Feuer beim Entladen Fremantle Highway: E-Auto fängt bei Bergung an zu brennen – Debatte um Brandursache

Von Eva Dorothée Schmid | 05.09.2023, 14:30 Uhr

Zunächst galten E-Autos als Brandursache für das Feuer auf dem havarierten Nordsee-Frachter Fremantle Highway. Daran haben Experten nun Zweifel, aber während der Bergung in Eemshaven geriet ein E-Auto in Brand.

Beim Entladen des schwer beschädigten Autofrachters Fremantle Highway hat vergangene Woche ein E-Auto gebrannt. Das Feuer war den Bergungsspezialisten zufolge im Akku des Autos entstanden. Nach Informationen des Hafens in Eemshaven war die Feuerwehr schnell zur Stelle und konnte den beschädigten Wagen, der mit einem Kran in einen Container gehievt worden war, schnell löschen. Das ist auch auf einem von einer Regionalzeitung veröffentlichten Video zu sehen: 

„Wir sind vorbereitet auf alle Risiken und wussten von vornherein, dass das geschehen könnte“, sagte Richard Janssen, der Direktor des Bergungsunternehmens Smit Salvage. Es gebe keinen Grund, das Entladen abzubrechen.

Der Chef des Bergungsunternehmens Boskalis, Peter Berdowski, hatte zuvor erklärt, dass die Elektroautos an Bord zumindest teilweise über aufgeladene Batterien verfügten. Das könne sehr gefährlich sein, denn die Hitze an Bord könne dazu führen, dass sich die Autos beim Transport entzünden.  

Bergungsarbeiten in Eemshaven bei Groningen

Ende Juli war vor der niederländischen Küste ein Feuer auf dem Frachtschiff mit rund 3800 Fahrzeugen an Bord ausgebrochen. Bei der Evakuierung war ein Mensch ums Leben gekommen, die 22 übrigen Besatzungsmitglieder wurden verletzt.

Da das Feuer nicht gelöscht werden konnte, drohte mehrere Tage lang eine Umweltkatastrophe. Das japanische Schiff war dann in den Hafen von Eemshaven bei Groningen geschleppt worden. Dort begannen vor zwei Wochen die Bergungsarbeiten.

So werden die Autos vom Unglücks-Frachter geborgen

Die 3800 geladenen Fahrzeuge, darunter 500 E-Autos, sollen aus dem Schiff geholt werden. Zuerst werden die Autos in einer an Bord installierten Waschanlage gründlich gewaschen, damit keine giftigen Stoffe in die Umwelt gelangen. Das Schmutzwasser wird aufgefangen und entsorgt.

Dann kommen sie auf einen extra Parkplatz. Was weiter mit ihnen geschieht, müssen die Autohersteller und Frachtinspektoren entscheiden.

Welche Automarken auf dem Frachter Fremantle Highway geladen waren

Nach Berichten der „Automobilwoche“ handelt es sich bei den Fahrzeugen auf dem Frachter um zahlreiche Modelle deutscher Premiummarken. Besonders betroffen sei demnach BMW. Die Fachzeitschrift beruft sich auf Branchenkreise und erklärt, dass eine „niedrige vierstellige Zahl der 3783 geladenen Fahrzeuge auf dem Frachter dem BMW-Konzern gehören“. Darunter sollen auch MINIs sowie Luxusmodelle von Rolls-Royce sein. Auch Mercedes ist dem Bericht zufolge mit 350 Fahrzeugen betroffen. Ein sehr kleiner Anteil der Fahrzeuge stamme auch von VW, wie die „Braunschweiger Zeitung“ berichtet.

Laut „Automobilwoche“ sind von der Ladung des Frachters insgesamt nur noch ungefähr 800 Fahrzeuge zu gebrauchen.

Auf den oberen Decks wird es nicht möglich sein, die Autos einfach herauszubringen. Denn viele sind im Feuer mit dem Metall verschmolzen, auf dem sie geparkt waren. Das trifft nach Einschätzung von Experten auf etwa 2700 der insgesamt rund 3800 Autos an Bord zu.

Es ist auch noch nicht klar, ob sich das Schiff reparieren lässt oder ob es am Ende verschrottet werden muss. Die Fremantle Highway kann bis Mitte Oktober in Eemshaven bleiben.

Brandursache noch immer unklar - Zweifel an E-Auto-Theorie

Noch immer ist unklar, was die Ursache des Feuers war. Nach Angaben der Küstenwache war ein E-Auto der Brandherd. Doch ob dem wirklich so war, wird derzeit noch untersucht und wird von Experten angezweifelt. 

Denn laut dem Bergungsunternehmen Boskalis sind die unteren vier der zwölf Decks weitgehend unbeschädigt und etwa 1000 Autos, darunter die rund 500 elektrischen, auf den ersten Blick in einem guten Zustand. Wenn die Elektroautos aber unversehrt sind, dann ist es unwahrscheinlich, dass sie die Brandursache waren. 

Die vier obersten Decks, auf denen offenbar keine Elektroautos, sondern solche mit Verbrennungsmotor standen, sind laut Peter Berdowski, „so schwer beschädigt, dass man sie kaum betreten könne“. Allerdings ist bisher unklar, ob dort auch Fahrzeuge mit Hybridantrieb standen. Diese geraten sogar eher in Brand als solche mit reinem Batterieantrieb. 

Dazu kommt, dass ein Brand von Elektroauto-Batterien vermutlich nicht so schnell hätte gelöscht werden können. Dann wäre die Fremantle Highway wahrscheinlich zerbrochen. Das berichtet die „Neue Zürcher Zeitung“.

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