Bielefeld/Rheda-Wiedenbrück. Der erneut aufgeflammte Streit um die Führung in Deutschlands größtem Schlachtbetrieb geht in die nächste Runde. Nachdem Robert Tönnies am Freitag das Landgericht Bielefeld eingeschaltet hatte, weil er sich bei der Übernahme von zwei deutschen Werken des schweizerischen Wurstwarenherstellers Bell Food ("Zimbo") von seinem Onkel und Mitgesellschafter Clemens Tönnies (63) übergangen gefühlt hatte, beschäftigt sich jetzt doch ein Konzern-Beirat mit dem Kauf.
Eine entsprechende Mitteilung sei beim Landgericht eingegangen, wie ein Sprecher am Dienstag sagte. Der Beirat soll jetzt am 1. August zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen. Robert Tönnies (41) habe daher die Sache für erledigt erklärt. Das Unternehmen hatte in einer Stellungnahme am Montag noch erklärt, dass der Beirat dem Kauf nicht hätte zustimmen müssen. (Weiterlesen: Tönnies-Familien streiten wieder vor Gericht)
Clemens Tönnies und sein Neffe Robert haben sich über Jahre vor mehreren Gerichten über den Führungsanspruch und Gesellschafteranteile gestritten. Robert ist der Sohn und Erbe des verstorbenen Firmengründers Bernd Tönnies. Im April 2017 hatten die beiden dann eine außergerichtliche Einigung präsentiert. Von beiden Familienstämmen gestellte Geschäftsführer und eine neue Beiratslösung sollten Konflikte und Streitfragen bereits im Vorfeld verhindern.
Die Tönnies-Gruppe mit weltweit rund 16 000 Mitarbeitern hat 2018 mit dem Schlachten von Schweinen und Rindern einen Umsatz von 6,65 Milliarden Euro erzielt.