Zehntausende Tonnen Ölschlamm Altlasten der Ölförderung im Emsland werden geräumt

Von Dirk Fisser | 04.11.2014, 05:30 Uhr

Mehrere zehntausend Tonnen Altlasten der Erdölförderung im Emsland wieder ausgegraben werden. GDF Suez muss in den kommenden Monaten zwei sogenannte Ölschlammgruben mit zusammengenommen 81.000 Kubikmeter kontaminierter Erde räumen.

Alles muss raus: Das Land Niedersachsen will die letzte Ölschlammgrube auf dem Förderfeld Rühlermoor im Emsland schließen. Betreiber GDF Suez muss 46 Millionen Liter kontaminierte Erde wieder ausgraben und entsorgen. Hinzu kommen weitere 35 Millionen Liter aus einer Grube, über die bereits Gras gewachsen ist. Nicht nur die Mengen, auch die Kosten der Maßnahmen liegen laut Insidern im zweistelligen Millionenbereich.

Acht Gruben unter Bergaufsicht

Bis Ende des Jahres muss GDF nach dem Willen des zuständigen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) einen Plan vorlegen, wie die Grube Rühlermoor rückgebaut werden soll. Das Relikt aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist das letzte seiner Art: Keine andere Grube in Niedersachsen wird laut LBEG derzeit noch zur Ablagerung der ölhaltigen Förderrückstände genutzt. Gleichwohl stünden aber noch acht ehemalige Gruben unter Bergaufsicht.

Grube Erika 1980 stillgelegt

Dazu zählt auch die Lagerstätte Erika direkt an der Autobahn 31. Nach Angaben von GDF wird diese bereits seit 1980 nicht mehr benutzt, 1981 wurde sie abgedeckt und dann rekultiviert. An der Oberfläche ist mittlerweile nicht mehr zu sehen, was im Untergrund lagert: etwa 35000 Kubikmeter Ölschlamm.

„Arbeiten dauern zwei bis drei Jahre“

Ab 2015 sollen die Rückbauarbeiten in Erika beginnen, teilt GDF mit. Ein Spezialunternehmen werde die Deponie räumen und die Schlämme entsorgen. „Die Arbeiten werden etwa zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Das Kostenvolumen liegt bei mehreren Millionen Euro“, so ein Sprecher auf Anfrage. Im Anschluss solle auf dem Gelände ein Biotop entstehen.

Letzte Grube wird geschlossen

Ganz so weit ist GDF in Rühlermoor noch nicht. 46000 Kubikmeter müssen hier entsorgt werden. Das Landesamt kam zu der Erkenntnis, dass die Situation nicht mehr tragbar sei. Wie der Rückbau geschehen soll, wird gerade vom Unternehmen erarbeitet. Weil weiteren Behörden wie etwa dem Landkreis Emsland die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt werden muss, erfolgt die tatsächliche Stilllegung der Grube wohl erst im April 2015, ist aus dem Landesamt zu erfahren.

Rückbau bis 2018?

Bei GDF heißt es: „Der vollständige Rückbau der Deponie Rühlermoor könnte aus heutiger Sicht im Jahr 2018 abgeschlossen werden.“ Um die Arbeiten kommt das Unternehmen nicht herum. Es ist bergbaurechtlich verpflichtet, die Spuren der Erdöl- und Erdgasförderung zu beseitigen. Dazu zählen Bohrlöcher, die verschlossen werden müssen. Leitungen, die zurückgebaut werden. Oder aber die Ölschlammgruben, die ausgehoben werden.

Rücklagen gebildet

Für die kostspieligen Maßnahmen hat GDF Rückstellungen gebildet. In der Unternehmensbilanz für das Jahr 2011 sind diese allein für die Schlammgruben mit 20,5 Millionen Euro angegeben. Ein Brancheninsider schätzt, dass die Kosten für Rühlermoor und Erika bei bis zu 30 Millionen Euro liegen könnten. Die insgesamt 81000 Kubikmeter kontaminierte Erde sollen aufgearbeitet und die Überreste dann verbrannt werden. Heutzutage, teilt GDF mit, würden anfallende Schlämme „überwiegend sofort“ verwertet oder entsorgt.

Erst am Wochenende hatte der NDR über Recherchen im Umfeld ehemaliger Bohrschlamm-Gruben berichtet. Anders als im Fall der emsländischen Gruben seien diese aus der Bergaufsicht entlassen, die Zuständigkeit damit an die jeweiligen Landkreise übergegangen. Bei Stichproben im Umfeld von drei Gruben entdeckte der NDR erhöhte Werte von Gas, Öl und Diesel. Dies führte zu der Vermutung, dass möglicherweise Zehntausende Tonnen der giftigen Schlämme in Niedersachsen lagerten. Das Umweltministerium in Hannover sagte eine Überprüfung zu.

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