Die Schaffung neuen Wohnraums bleibt eine wortwörtliche Dauerbaustelle des Landes Niedersachsen. Vor allem Geschosswohnungen fehlen.
Niedersachsens Bauminister Olaf Lies erwartet auch in den kommenden Jahren einen angespannten Wohnungsmarkt im Land. Eine Entspannung der Lage sei erst für das Jahr 2040 zu erwarten, erklärte der SPD-Politiker am Montag bei der Vorstellung des Wohnungsmarktberichts 2018/2019 der NBank in Hannover. "Die größte Herausforderung in Niedersachsen bleibt für die nächsten Jahre die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum" , sagte er. Bis 2030 will das Land den Bau von 40 000 zusätzlichen bezahlbaren Wohnungen fördern, aktuell treten Förderrichtlinien für Landesgelder in Höhe von 400 Millionen Euro in Kraft.
Menschen zieht es zurück aufs Land
Laut Wohnungsmarktbericht steigen die Immobilienpreise derzeit weiter: Eine Eigentumswohnung kostete den Zahlen nach 2018 etwa 68 Prozent mehr als noch 2010, ein Eigenheim immerhin 54 Prozent. Dabei wandelt sich die Nachfrage, sagt NBank-Vorstandschef Michael Kiesewetter: Zwar hält der Druck auf Niedersachsens Großstädte an, und abgesehen von Oldenburg kommt auch keine Großstadt mit dem Bau von Bau von Geschosswohnungen an den Bedarf heran. Doch der jahrelange Zuzug in die Großstädte lässt nach, stattdessen zieht es die Menschen wieder verstärkt in die kleinere Städte und ländliche Regionen. Experten nennen diesen Trend "Suburbanisierung". Das ist allerdings kein Selbstläufer, warnt Lies: "Die Kernaufgabe ist nicht, die Stadt so attraktiv zu machen, dass wir das Land entvölkern", sagte er. Internet und öffentlicher Nahverkehr müssten auch auf dem Lande gut sein.
Ein weiterer Langfristtrend ist laut NBank die wachsende Zahl kleiner Haushalte, die kleine Wohnungen benötigen. "Dafür brauchen wir mehr bezahlbare Mietwohnungsangebote", sagt Kiesewetter. Minister Lies warb entsprechend darum, insbesondere im ländlichen Raum mit Geschosswohnungen zu planen. Noch gebe es insbesondere im Raum Vechta/Cloppenburg Vorbehalte gegen solche Mehrgeschosser. Doch die sähen heute ganz anders und viel besser aus als in den 1970er Jahren. Auch sollten junge Familien statt eines Eigenheimneubaus die Sanierung eines bestehenden Hauses in Betracht ziehen.
Experten warnen vor Eigenheim-Überhang
Grund: Der Wohnungsmarktbericht geht mittelfristig von einem Überhang an Einfamilienhäusern aus. Dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle: Erstens gehen die Experten davon aus, dass die Einwohnerzahl Niedersachsens ab Ende der 2020er Jahre schrumpfen wird. Zweitens glauben sie, dass insbesondere ältere Menschen dann ihre Eigenheime gegen barrierefreie Wohnungen eintauschen. Für die Jahre 2033 bis 2040 gehen sie deshalb von bis zu 53 000 überzähligen Ein- und Zweifamilienhäusern im Land aus. Gleichzeitig besteht den Prognosen zufolge bis 2040 ein Mangel an kleineren Geschosswohnungen.
Dabei bleibt es den Prognosen zufolge aber bei einer Zweiteilung des Landes: In den Großstädten, dem Emsland, Oldenburger Münsterland und dem Hamburger Speckgürtel dürfte die Einwohnerzahl und damit auch die Wohnungsnachfrage bis ins Jahr 2040 einigermaßen stabil bleiben. Für die Nordseeküste, den Harz und Ostniedersachsen sagen die Experten hingegen deutliche Bevölkerungsrückgänge voraus.