Hitze und Trockenheit - der Wasserstand des Steinhuder Meeres sinkt beständig. Das hat erhebliche Konsequenzen. Vor allem für Wassersportler.
Der Wasserstand des Steinhuder Meeres sinkt deutlich. Das ist für etliche Wassersportler ein Problem. Boote und Surfbretter bleiben im Schlamm stecken oder an großen Steinen unter Wasser hängen. Regen ist nicht in Sicht - stattdessen soll es richtig heiß werden.
„Es gibt diverse kritische Stellen im See", sagte Burkhard Görth, Vorsitzender des Yacht-Clubs Mardorf. Wo Schlamm abgepumpt worden sei, gehe es. „Vor allem die Steinhuder Seite ist betroffen", sagte er. Manche Boote seien erst gar nicht aus den Boxen gekommen und gleich im Sand stecken geblieben. „Im vergangenen Jahr haben wir uns nicht mehr getraut, von Mardorf nach Steinhude zu segeln, da der Wasserstand zu niedrig war", sagte Görth. Ein Segler sei mit dem Kiel gegen Steine gefahren. Die Folge waren teure Schäden am Boot.
Lage könnte sich noch verschärfen
Auch die Wind- und Kitesurfer kämpfen mit dem niedrigen Wasserstand. Sogenannte Windsurf-Foils oder Kite-Foils - Finnen mit Tragflächen unter dem Board - hätten einen Tiefgang von rund einem Meter. „Da setzt man schnell auf", sagte Ralf Madert vom Surfers Paradise. Zudem verschlamme das Meer, an vielen Stellen blieben die Surfer bereits mit dem Schwert hängen. „Und das Gebiet, das wir nutzen können, wird immer kleiner", sagte er.
„Je mehr Wasser da ist, desto besser für die Nutzbarkeit", sagte Willi Rehbock, Geschäftsführer der Steinhuder Meer Tourismus GmbH. Die sogenannten Auswanderer, Ausflugsboote aus Holz, fahren nach Plan. Rehbock rechnet allerdings mit einer Verschärfung der Lage. „Es gibt derzeit einige Stellen, die die „Auswanderer" meiden müssen, und die Randbereiche sind problematisch", sagt er. „Wir sind mit einem 20 Zentimeter niedrigeren Wasserstand in die Saison gestartet." Dass der Pegel im Sommer um 33 Zentimeter sinke, sei normal - allerdings erst rund vier Wochen später als in diesem Jahr.
Grund für den aktuell niedrigen Wasserstand ist die außergewöhnlich trockene Witterung seit April vergangenen Jahres. „Dadurch sind zum einen keine Niederschläge direkt in den See eingegangen, zum anderen sank auch der Grundwasserspiegel im vergangenen Sommer erheblich ab", sagte Achim Stolz, Sprecher des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Der Grundwasserstand habe sich durch die Niederschläge des vergangenen Winterhalbjahres nicht auf sein Ausgangsniveau erholt.
Lang anhaltende Trockenheit
„Das Steinhuder Meer hat nur geringe Zuflüsse und wird überwiegend aus Grundwasser gespeist", erklärte Stolz. An heißen, windigen Sommertagen könnten bis zu zwei Zentimeter Wasser von der Oberfläche verdunsten. „Da der Zustrom über das Grundwasser insgesamt abnimmt und Niederschläge nicht in Sicht sind, wird bei anhaltend trockener Witterung der Seewasserstand durch die Verdunstung weiter abnehmen", sagte Stolz. Sinke der Wasserstand um einen Zentimeter, entspräche das einer Verdunstung von rund 300 Millionen Litern.
Die sinkenden Wasserstände seien ein Phänomen, das fast alle mittel- und norddeutschen Gewässer betreffe, erklärte Hans-Heinrich Schuster vom Seen-Kompetenzzentrum des NLWKN. Je größer das oberirdische Einzugsgebiet eines Sees ist, desto schneller kann dieser sich erholen. Unter dem Einzugsgebiet versteht man Flüsse und Bäche, die das Wasser oberirdisch einsammeln und dem See zuführen. Der Dümmer beispielsweise habe ein großes Einzugsgebiet. Schuster: „Sobald es einmal stark regnet, füllt sich der Seewasserstand wieder auf." Das sei beim Steinhuder Meer anders: Selbst wenn es stark regnet, erhöhe sich der Wasserstand langsam, ebenso beim Zwischenahner Meer.
„Wegen der Überflutungen im Sommer 2017 hatte das Steinhuder Meer noch einen Puffer, auch der Winter 2017/2018 war sehr nass", sagte Schuster. Von April 2018 an gab es eine lang anhaltende Trockenheit. „Den Tiefstwasserstand des Steinhuder Meeres vom 22. September 2018 werden wir in diesem Jahr viel früher erreichen", sagte er.
Für Pflanzen und Tiere bestehe noch keine Gefahr. „Die Fische ziehen sich aus dem Flachbereich zurück an tiefere Stellen", erklärte Schuster. Auch Sauerstoffwerte, Temperatur und pH-Werte seien normal.