Kinder, die in Armut aufwachsen, kommen den Staat auch als Erwachsene volkswirtschaftlich oft teuer zu stehen. Das stellt eine DIW-Studie fest. Die Ampel muss daraus Konsequenzen ziehen – und die SPD sich bekennen.
Im Streit mit dem liberalen Bundesfinanzminister um Höhe und Ausgestaltung der Kindergrundsicherung kann sich die grüne Familienministerin Lisa Paus nun mit einer Studie des Deutsches Instituts für Wirtschaftsforschung munitionieren.
Folgekosten von Kinderarmut
Demnach sind die gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Folgekosten von Kinderarmut gravierend und belaufen sich jährlich auf rund 3,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, also satte 110 bis 120 Milliarden Euro.
Vor diesem Hintergrund nehmen sich die bislang im Haushaltsentwurf von Christian Lindner als „Merkposten“ eingestellten zwei Milliarden Euro für die Kindergrundsicherung wie „Peanuts“ aus.

Das lässt nur einen Schluss zu: In der Debatte über die Kindergrundsicherung ist ökonomischer Weitblick gefragt und es sollten nicht nur kurzfristige Sparzwänge eine Rolle spielen. Das sollte man sich baldmöglichst auch im Bundesministerium der Finanzen zu Herzen nehmen.
Armut mündet in soziale Ausgrenzung
Mit den massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten ist inzwischen fast jedes vierte Kind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Wer aber schlechte Startchancen ins Leben hat, verursacht später oft höhere Kosten bei der Gesundheitsversorgung und nimmt verstärkt die Sozialversicherungssysteme in Anspruch; gleichzeitig trägt er weniger zur wirtschaftlichen Produktivität bei.
Bildungsmangel, psychische und soziale Störungen infolge von Verarmung fordern ihren Preis.
Wer jetzt daran spart, Kinder aus der Armutsfalle zu holen, spart also an der falschen Stelle und verschiebt Probleme in die Zukunft. Das ist nicht nur politisch unklug, sondern auch ökonomisch.
Wo bleibt der Aufschrei der SPD?
Noch nimmt unsere Gesellschaft die langfristigen Kosten von Kinderarmut mehr oder weniger stillschweigend in Kauf. Es wird Zeit, das zu ändern – und dass die SPD, die sich als soziales Gewissen der Ampel versteht, der grünen Familienministerin im Kampf um die Kindergrundsicherung endlich laut und deutlich beispringt.