Man fragt sich ja oft: Wie rutschen die da rein, diese Jugendlichen, die sich radikalisieren, egal, ob als Neonazis oder als Dschihadisten? Genauso spannend aber ist die Frage: Wie kommt man da wieder raus? Auf beides antwortet am Dienstagabend der Film „Exit“.
Die Norwegerin Karen Winther, die diesen Film gemacht hat, kennt sich aus. Sie war in ihrer Jugend selbst erst links- und dann rechtsextrem. Gewalt gehörte zu ihrem Alltag. Bis sie den Ausstieg fand.
Unverständliche eigene Vergangenheit
Viele Jahre verschwieg sie diesen Teil ihres Lebens, er war ihr peinlich, unverständlich. „Steckt Böses tief in mir?“, fragt sie sich. Jetzt hat sie ihre Vergangenheit filmisch aufgearbeitet, und ihre Dokumentation hat zu Recht mehrere Preise gewonnen.
Der Film ist eine Ich-Geschichte, aber er bleibt nicht beim Ich stehen. Karen Winther trifft sich viel mehr mit Aussteigern aus aller Welt: mit ehemaligen Neonazis aus Deutschland, einem früheren Dschihadisten aus Frankreich, einer Rassistin aus den USA, die erst gegen Schwarze kämpfte und sich heute gegen Rassisten engagiert.
Der Weg zur Bekehrung
Es ist spannend zu hören, wie leicht diese Menschen in die radikale Szene hineinkamen, und wie schwer der Weg hinaus ist. Was ihre „Bekehrung“ ausgelöst hat, wer geholfen hat im Leben fußzufassen und dass es einen nie so ganz loslässt. „Das verzeihe ich mir nie“, dieser Satz fällt so ähnlich häufiger.
Sechs von sechs Sternen
Exit. Mein Weg aus dem Hass. Am Dienstag, 29. Januar 2019, um 22.00 Uhr bei Arte