Kultur Vor 25 Jahren begann mit „Cats“ in Deutschland die Ära der Musicals

Von dpa | 17.04.2011, 12:06 Uhr

Als das Musical „Cats“ vor 25 Jahren in Deutschland an den Start ging, gab es nicht wenige Skeptiker. Ein Theater für ein einziges Musical? Jeden Abend dasselbe Stück? Der Erfolg gab dem Unternehmen recht.

Für Andrew Lloyd Webbers Samtpfotenspektakel hatte zwar schon fünf Jahre zuvor in London die Geburtsstunde geschlagen, und auch der New Yorker Broadway war bereits erobert. „Doch „Cats“ war die erste mehrjährige En-suite-Bespielung einer deutschen Bühne und hat die deutsche Musical-Landschaft nachhaltig verändert“, sagt Ursula Fröhlingsdorf von Stage Entertainment. Nicht nur in der Musical-Szene haben die Katzen Spuren hinterlassen. Auch der Hamburger Kiez hat sich gewandelt, seit auf den Tag genau vor 25 Jahren die Erstaufführung über die Bühne ging.

„Obwohl zunächst niemand der für damalige Verhältnisse aufwendigen Produktion ein langes Leben zugetraut hatte, spielte das Musical fast 15 Jahre im Operettenhaus“, sagt die Stage-Sprecherin. Nie zuvor war das einer Show an einem Theater gelungen. „Auch die Produktion von Theater unter kommerziellen Gesichtspunkten ohne öffentliche Finanzmittel war neu.“ Plötzlich kostete Kultur nicht nur, sondern man konnte damit auch Geld verdienen. Musicalproduzent Friedrich Kurz, der „Cats“ nach Deutschland holte, musste sich als „Totengräber des Theaters“ kritisieren lassen. Kurz hatte die Firma Stella gegründet, die 1988 mit „Starlight Express“ (Bochum) und 1990 „Das Phantom der Oper“ (Hamburg) weitere Webber-Musicals nach Deutschland brachte. Den Katzen und dem Phantom folgten in den 90er-Jahren auch Produktionen anderer Anbieter – Erfolge ebenso wie dilettantische Flops.

„Ich habe bekannten Theaterregisseuren in Deutschland klargemacht, dass im ersten Jahr von ‚Cats‘ circa 70 bis 80 Prozent der Besucher noch nie in einem Theater waren“, berichtete Kurz später. Intensive Werbung mit den gelben Katzenaugen bescherte ihm Busladungen an Zuschauern. Im Gegensatz zu Webber selbst habe er von Anfang an daran geglaubt, dass Deutschland ein geeigneter Markt sei.

25 Jahre später gibt es Stella nicht mehr, dafür ist nun Stage Entertainment Marktführer – sie übernahm fast alle Spielstätten. Neun Shows zeigt sie derzeit in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Oberhausen. Eine zehnte („Rebecca“) ist für Stuttgart in Vorbereitung. „Deutschland ist nach den USA und England der drittgrößte Musicalmarkt der Welt“, sagt Fröhlingsdorf. Als Deutschlands Musical-Hauptstadt gilt seither Hamburg. Zwei Millionen Musical-Fans kommen jährlich in die Hansestadt. Die drei größten Produktionen liefert Stage Entertainment mit „Sister Act“, „Tarzan“ und dem „König der Löwen“ „Der Beginn der Musicals weckte Hamburg sozusagen aus einem „Dornröschenschlaf“. Seitdem konnten die Übernachtungszahlen um rund 170 Prozent gesteigert werden“, berichtet die Hamburg Tourismus GmbH. 6,8 Millionen Besucher sahen das „Phantom“, 6,2 Millionen „Cats“.

Auch im Amüsierviertel an der Reeperbahn hat sich seit der „Cats“-Premiere viel getan. Mit dem Musical begann eine neue kulturelle Ära auf St. Pauli. Dort, wo es in den 60er-Jahren die legendäre Musikszene rund um Beatles und „Star-Club“ gab, öffneten nach dem Musical-Start weitere Bühnen wie das Schmidt Theater, Schmidts Tivoli und das Imperial Theater. Vom Operettenhaus nur einen Katzensprung entfernt, startete Mehr!Entertainment im Jubiläumsjahr eine Tour mit mobilem „Cats“-Zelt – offensichtlich mit Erfolg: Erst jüngst verlängerten die Veranstalter ihre Tournee um einige Termine. Die Faszination des Musical-Klassikers, den seit der Uraufführung 65 Millionen Menschen weltweit gesehen haben, hält an.

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