In unserer wöchentlichen Kolumne „Silberblick“ berichtet die Kulturredaktion über mehr oder weniger skurrile Beobachtungen aus Alltag und dem Kulturleben. In dieser Woche geht es um die Bedeutung von Großschreibung und Kleinschreibung, die in Textnachrichten wie Whatsapp und SMS immer mehr Oberhand gewinnt.
groß- und kleinschreibung verlieren in zeiten sozialer medien und massenhaft grassierender whatsapp- und sms-nachrichten massiv an bedeutung. manch ein purist beklagt schon den niedergang der deutschen sprache. ästheten verspüren angesichts durchgängig klein geschriebener texte ein unangenehmes ziehen unterhalb des sehnervs. Und wenn sich mal ein komma in einen whatsapp- oder sms-satz verläuft, (!) möchte man es behüten und beschützen, (!) als wäre es eine hilflose person aus der engeren verwandtschaft.
wie ermutigend dass mich jetzt ausgerechnet über facebook ein äußerst bemerkenswerter hinweis auf die unverzichtbarkeit von groß- und kleinschreibung erreichte.
Allein auf der Welt?
Natürlich ist es ein Unterschied, ob wir schreiben „Er hat liebe Genossen“ oder „Er hat Liebe genossen“. Liegen nicht Welten zwischen „Der Gefangene floh“ und „Der gefangene Floh“? Auch „Die nackte Sucht“ und „Die Nackte sucht“ meinen nicht exakt dasselbe. Und wer nicht zwischen „Helft den armen Vögeln“ und „Helft den Armen vögeln“ unterscheiden kann, hat irgendwie was verpasst in seinem Leben.
Kaum hatte ich diesen Post geteilt, merkte ein Kommentator an, fast die ganze Welt verzichte auf Groß- und Kleinschreibung, außerdem erschließe sich der Sinn einer Formulierung ja aus dem Kontext. Wirklich? Wie gut dass niemand schrieb „Wäre der Schmitz doch nur Dichter“. Womöglich hätte ich „Wäre der Schmitz doch nur dichter“ verstanden. Und hätte mir schnell noch ein Gläschen eingeschenkt.
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