Girl, get it! Mit einem Mal hat sie einen schlagkräftigen Namen, die neue Haltung von Frauen, die nicht länger warten, sondern einfach machen. Diese Grammy-Verleihung wird in die Geschichte eingehen, nicht allein mit einer rekordverdächtigen Quote von Preisträgerinnen, sondern mit diesem kurzen, knackigen Spruch, der beides in einem ist: Ermutigung und Kampfansage.
Die Zeichen der Zeit stehen dafür auch selten günstig. Denn die Attitüde mancher Männer hat sich überlebt: die Angeberei der Rapper mit ihren frauenfeindlichen Texten, die Pose von Malerfürsten, die einen antiquierten Geniekult pflegen, das Gehabe von Kulturfunktionären, die rüde ihre Macht ausspielen. Mit der MeToo-Debatte haben Frauen gezeigt, dass sie die von eingefahrenen Hierarchien begünstigten Übergriffe nicht mehr hinnehmen. Jetzt geht es einen Schritt weiter, jetzt geht es darum, welche Haltung in unsere Zeit passt – und welche nicht.
Die Attitüde der Machos wirkt nicht nur peinlich, sie taugt auch nicht dazu, sich in komplexer Wirklichkeit zurechtzufinden. Dass die Zeit der vermeintlich großen Männer abläuft, muss Männer nicht schrecken. Im Gegenteil. Sie können den Panzer alter Rollenmodelle ablegen, sich neu erfinden. Ihre Losung lautet: Boy, get it!
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