Berufe Was macht eigentlich eine Richterin?

Von Silvia Friedrich | 24.05.2023, 07:00 Uhr

Wir haben mit Richterin Lisa Jani über ihren Beruf gesprochen. Im Interview verrät sie uns, wie ihr Arbeitstag aussieht, warum sie eine Robe trägt und was „Gürteltiere“ mit ihrem Beruf zu tun haben.

Richter entscheiden im Gericht, was richtig und was falsch ist – und ob jemand bestraft werden muss. Doch wie geht das genau? Und was muss man dafür wissen und können? Das haben wir Lisa Jani gefragt. Die 50-Jährige ist Richterin am Amtsgericht Tiergarten in Berlin.

Was macht eine Richterin?

Eine Richterin entscheidet vor allem. Eine Zivilrichterin entscheidet darüber, ob jemand nach einem Autounfall vom Unfallgegner Schadenersatz bekommt oder nicht. Eine Familienrichterin entscheidet etwa, wie sich getrenntlebende Eltern das Sorgerecht für ihre gemeinsamen Kinder zu teilen haben. Ich als Strafrichterin entscheide darüber, ob jemand sich einer Straftat schuldig gemacht hat – einem Diebstahl, einer Beleidigung, einem Raub – und wie er oder sie dafür zu bestrafen ist.

Bei erwachsenen Täterinnen und Tätern kann ich Geldstrafen verhängen – oder sie ins Gefängnis schicken. Bei Jugendlichen (14 bis 18 Jahre) und Heranwachsenden (18 bis 21 Jahre) gibt es neben der Jugendstrafe auch andere Möglichkeiten, zum Beispiel kann ich die Teilnahme an einem Anti-Gewalt-Training anordnen oder dafür sorgen, dass ein junger Straftäter gemeinnützige Arbeiten ausführt.

Wie sieht der Tagesablauf aus?

Jeden Morgen bringen mir unsere Wachtmeisterinnen und Wachtmeister viele rote Akten, die ich über den Tag bearbeiten muss. Darin steht, was die Polizei und die Staatsanwaltschaft zu dem Fall ermittelt haben. Manche Akten sind so dick, dass sie mit einem Gurt zusammengehalten werden müssen; diese nennen wir „Gürteltiere“. Ich entscheide dann, ob wegen der Vorwürfe eine Hauptverhandlung stattfindet, ob der oder die Verdächtige in Untersuchungshaft zu nehmen ist oder ob das Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt werden kann.

Warum tragen Sie eine Robe?

Die Robe gehört zu unserer „Amtstracht“. Sie soll verdeutlichen, dass wir das Gesetz vertreten. Der Mensch als Persönlichkeit an sich soll zurücktreten.

Welches war Ihre schwierigste Entscheidung?

Ich empfinde Entscheidungen selten als schwierig. Manchmal ist die rechtliche Einordnung nicht eindeutig, da muss ich viel in dicken Büchern nachlesen, wie andere Gerichte entschieden haben und was Rechtsgelehrte zu dem Problem sagen. Manchmal fühlt es sich an, als würde man Rätsel lösen.

Wie ist der Ausbildungsweg?

Man studiert mindestens vier Jahre Rechtswissenschaften (Jura), muss dann eine Prüfung ablegen, das Erste Juristische Staatsexamen. Anschließend arbeitet man während des Referendariats zwei Jahre lang in verschiedenen Stationen: bei einem Gericht, bei der Staatsanwaltschaft, in einer Behörde, bei einer Rechtsanwältin. Anschließend folgt das Zweite Juristische Staatsexamen. Und mit richtig guten Noten hat man sogar Chancen auf ein Richteramt!

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