In Deutschland soll um die Jahrtausendwende die Revolution des Schienenverkehrs entstehen. Doch am 22. September 2006 beendet ein gewaltiger Knall die Vision. 23 Menschen sterben bei der Kollision mit einem Wartungsfahrzeug. Wir erzählen in unserem neuen Podcast „Transrapid - vom Wunderwerk zur Tragödie“ die ganze Geschichte.
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Die Geschichte des Emslandes ist eng mit dem Transrapid verbunden. Jahrzehntelang drehte die Magnetschwebebahn auf der 32 Kilometer langen Versuchsschleife zwischen Lathen und Dörpen ihre Runden.
Durchgesetzt hat sich die lange als Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst gepriesene Technologie bis heute allerdings nie. Das hängt nicht nur, aber auch mit der Transrapid-Katastrophe zusammen. Am Vormittag des 22. September 2006 kamen bei einer Besucherfahrt auf der Teststrecke 23 Menschen ums Leben.
Testbetrieb für den Transrapid im Emsland wird 2011 eingestellt
Der Erprobungsbetrieb lief danach zwar noch bis 2011 weiter. Aber schon vor dem tragischen Unglück, bei dem ein Magnetzug mit Tempo 162 auf ein Wartungsfahrzeug prallte, das versehentlich nicht von der Strecke rangiert worden war, waren in Deutschland mehrere Anläufe für den Bau und Betrieb einer regulären Transrapid-Strecke gescheitert. Das hatte vor allem politische und finanzielle Gründe. Bis heute pendelt der Transrapid lediglich im fernen Schanghai.
Kurzum: Wer den Transrapid auf das Unglück reduziert, das einzig und allein auf menschliches Versagen zurückzuführen ist, greift zu kurz.
Hätte die Magnetschwebetechnologie also nicht längst eine neue Chance verdient? Warum kommt sie auch in Zeiten von Klimaschutz, Energiekrise und Mobilitätswende nicht zum Zug? Und welche Perspektive hat die Versuchsschleife im Emsland?
Das schwerste Unglück in der Region seit dem Zweiten Weltkrieg
Fragen wie diesen und vielen weiteren geht das Podcast-Team um Redakteur und Moderator Gerd Schade im neuen NOZ-Podcast „Transrapid - vom Wunderwerk zur Tragödie“ nach. Auf der Suche nach Antworten haben wir mit mehreren Menschen gesprochen, die zum Transrapid eine ganze Menge zu sagen haben. Nicht nur, aber auch wie sie das Unglück erlebt und verarbeitet haben.
So wie der ehrenamtliche Feuerwehrmann Lambert Brand aus Sögel und Hermann Bröring. Der Ehrenlandrat des Landkreises Emsland weiß nicht nur, wie der Transrapid in den 1980er-Jahren ins Emsland kam. Er war auch im Amt, als das in „seinem“ Landkreis bislang schwerste Unglück seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Region erschütterte. Die allermeisten Emsländer dürften nicht vergessen haben, wo sie gewesen sind und womit sie beschäftigt waren, als sie von der Tragödie erfuhren.
Der Transrapid war indes von Anfang an nicht nur auf Begeisterung gestoßen. Dabei standen hochrangige Firmen wie ThyssenKrupp und Siemens hinter dem milliardenschweren Projekt, das der Öffentlichkeit erstmals auf der Internationalen Verkehrsausstellung 1979 in Hamburg präsentiert wurde. Unter anderem die Deutsche Bahn zeigte sich von Beginn an skeptisch.
In Lathen werden neue Projekte mit Magnet-Technologie erprobt
Eine durchschlagskräftige Lobby hatte der Transrapid nie. Spätestens aber in den Jahren nach dem Unglück und einer geplanten Strecke zwischen Hauptbahnhof und Flughafen in München (2008) verlor die Politik endgültig den Glauben an das vermeintliche Prestigeprojekt. Ab 2012 gibt es im Bundeshaushalt keine Mittel mehr für den Weiterbetrieb.
Die Versuchsanlage im Emsland ist aber immer noch da. Zunächst entbrannte über die Kosten für deren Rückbau ein Rechtsstreit zwischen Bund und der Betreiberin IABG. Letztere verlor, derweil die IABG-Tochterfirma Intis in Lathen neue Projekte mit Magnet-Technologie erprobt und sich für die Teststrecke eine neue Perspektive eröffnet: Ein Forscherteam der Hochschule Emden/Leer um Prof. Dr. Walter Neu will auf der Strecke ein Hochgeschwindigkeitstransportsystem, den sogenannten Hyperloop, testen.
Grundsätzlich seien auch andere Formen einer Nachnutzung der Versuchsanlage denkbar, sagt Intis-Geschäftsführer Dr. Ralf Effenberger.
Die Faszination für den Transrapid lebt weiter
Unterdessen hat bei anderen der Transrapid nichts von seiner Faszination eingebüßt. Der Enthusiasmus von Menschen wie Norbert Holtermann, Bürgermeister der Gemeinde Lathen und sozusagen mit dem Transrapid aufgewachsen, sowie Vollblut-Fan David Harder aus Meppen, mündete im November 2021 in die Gründung eines Transrapid-Fördervereins. Im Sommer 2022 eröffnete er das Besucherzentrum erstmals wieder. Die Resonanz ist enorm.
Die ganze Story „Transrapid - vom Wunderwerk zur Tragödie“ hören Sie ab dem 22. September natürlich in den Audiotheken der NOZ, also in der News App und der Premium App, sowie im Web auf noz.de/audiothek und auf allen gängigen Streamingplattformen wie Spotify, Apple Podcasts oder Amazon Music. Es erwarten Sie insgesamt fünf Episoden, zwei unmittelbar am Starttermin sowie drei weitere jeweils freitags in den darauffolgenden Wochen.